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mit dem Dux und der waffenberechtigten Bürgerschaft, ob sie Trasimund von Spoleto an Liutprand ausliefern sollten[1]; nicht die Waffen des Dux, sondern die Worte des Papstes bewogen den Langobardenkönig, vier von ihm eingenommene Ortschaften des Ducates zurückzugeben und mit dem Ducat einen 20jährigen Separatfrieden zu schliessen[2]. Der kaiserliche Gouverneur gelangte nicht eher zu freier, unbeeinflusster Ausübung seines Amtes, als bis der Papst seine Residenz verliess[3]. Gregor III. fing bereits an, die Einwohner des Ducats sein Volk zu nennen[4]. Jener durch den Papst geschlossene Friede, den selbst der Exarch nicht hätte eingehen dürfen, und die von dem Vicar des h. Petrus erwirkten Landschenkungen des Königs offenbarten, dass der Ducat begonnen habe, ein politisches Sonderleben zu führen, und dass der ideelle Träger des Sonderdaseins Petrus sei[5].

Vielleicht knüpfte diese Patrimonialisirung des Regierungsbezirkes an die vielen und grossen in ihm gelegenen Patrimonien der Kirche an[6]. Das Schicksal beider schien mit einander verbunden. Wurde der Ducat Langobardisch, so wurden es auch dortige Patrimonien, denn die Langobarden pflegten bei ihren Eroberungen sich auch die Landgüter der Römischen Kirche anzueignen[7]. Und diese Kirche hielt ihre Aecker für Ländereien des Petrus, ihre Hörigen waren Leute des Petrus, dem Petrus

  1. Vita Zachariae c. 2.
  2. Vita Zachariae c. 5–9. 11. 17. Ueber das Unberechtigte dieses Handelns siehe z. B. Gregor I., Reg. II, 45. V, 36.
  3. Vita Zachariae c. 12: relicta Romana urbe-duci ad gubernandum. Eine andere Erklärung gibt Calisse, Rivista storica italiana II, 309: dunque, stando in Roma, il papa teneva il governo che ora delega al duca. Vergl. Cohn a. a. O. S. 68 f.
  4. 740 Codex Carolinus S. 477. 478. Die politische Betheiligung der Bürgerschaft, Vita Zachariae c. 2–4, war ein Ausdruck dieser Beziehung.
  5. Gregor III. erwarb nach seiner Vita c. 15 eine Veste für den Ducat: in conpage sanctae reipublicae atque corpore Christo dilecti exercitus Romani annecti praecepit. Das Castell Sutri gab der König den Aposteln Petrus und Paulus, Vita Gregorii II. c. 21. Die Vita Zachariae c. 17 lässt den zwanzigjährigen Frieden ob reverentiam principis apostolorum erneuern, Gregor III. befestigt eine Stadt im Ducat, oben (S. 307 Anm. 5).
  6. Vgl. Fabre, De patrimoniis romanae ecclesiae 1892 S. 71 ff.
  7. Z. B. Vita Johannis VII. c. 3, Zachariae c. 9. Codex Carolinus S. 541, 93. 542, 11. 550, 1. 564, 23. 587, 23.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1894, Seite 315. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1894_11_315.jpg&oldid=- (Version vom 16.5.2023)