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gegenwärtige Bewaffnung nicht gegen sie gerichtet sei. Mit Recht bemerkt Humboldt, dass eine solche Erklärung, officiell gegeben, einer bejahenden Antwort[1] gleich käme, und drängt Metternich, ihm diese Erklärung schriftlich als Antwort auf die obigen Fragen zukommen zu lassen[2]. Dazu aber war der Oesterreichische Minister nicht zu bekommen; man könne sich selbst bei dem guten Verhältniss zwischen Preussen und Oesterreich nicht so compromittiren und schriftlich geben, was man wohl mündlich sage. Er las Humboldt die Antwortsnote vor, und diesem ergab sich als Resulat: 1. Oesterreich wird nicht die Unterstützung Frankreichs vergrössern, wenn es nicht durch verletzendes Verhalten Russlands und Englands dazu gedrängt wird. 2. Es wird sich nicht früher mit diesen Mächten gegen Frankreich verbinden, als bis es Napoleon so engagirt sieht, dass keine Gefahr mehr von ihm droht, um dann bei der Regelung der Angelegenheiten mitwirken zu können. 3. Bis dahin wird es aus Furcht vor Frankreich sich jeder kategorischen Erklärung enthalten[3]. Preussen kann also auf das Beispiel Oesterreichs nicht warten, soll aber mit Oesterreich in gutem Verhältniss bleiben, da es von allgemeinem Interesse ist, dass der Wiener Hof mit ihm zusammen die Bestimmungen über Deutschland regle, die nicht genug gesichert sein werden, wenn Russland und England beim zukünftigen Frieden ein zu grosses Uebergewicht haben.

Die Antworten des Kaisers und des Ministers, die Knesebeck am 30. Januar erhielt[4], lauteten ausweichend und bestätigten durchaus Humboldt’s Vermuthungen und Angaben. Inzwischen waren in Berlin die Würfel gefallen, der König war am 22. Januar nach Breslau abgereist, am nächsten Tage folgte ihm Hardenberg. Der Aufruf vom 3. Februar erschien, in stürmischer Begeisterung folgte die ganze Nation dem Rufe zu den Waffen. In Wien betrachtete man diesen Enthusiasmus mit sehr gemischten Gefühlen, und als die Berichte Zichy’s und Bombelles’ über Stein’s administrative Massregeln in Preussen eingingen und eine Englische Zeitung und der Moniteur die Nachricht von der Gründung eines Preussischen Insurrectionscomité’s brachten, da war Metternich

  1. Siehe S. 126
  2. An Hardenberg 28. Januar.
  3. Schon bei Duncker 488.
  4. Oncken I, 154.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1895, Seite 130. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1895_12_130.jpg&oldid=- (Version vom 25.5.2023)