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von grossem Schreck erfasst. Humboldt versicherte ihm, was Stein thue, geschehe nur für den König, und Metternich wusste auch, dass Stein den König von allem benachrichtigt habe, aber die Affaire Gruner[1] hatte hier traurige Eindrücke hinterlassen, und jede spontane Volksbewegung erregte hier auf’s höchste. Diesen Schrecken Metternich’s zu beruhigen, bittet Humboldt etwas Sicheres darüber mitzutheilen. Seine eigene Ansicht ist: Man darf sich nicht den Anstrengungen zur Erregung des nationalen Geistes entgegenstellen; es wäre unnütz und unmöglich, den Strom aufzuhalten, und man würde sich eines mächtigen Mittels berauben. Aber man muss sorgfältig alles entfernen, was an die Ideen erinnert, Norddeutschland zu revolutioniren und zu insurgiren. Es biete sich ein leichtes Mittel dar; man brauche den Völkern nur ihre früheren Regierungen zurückzurufen. Wenn Preussen die Partei Russlands ergreife und England und Schweden Truppen nach Deutschland schicken, so werde es keine populären Bewegungen geben. Das Joch der Völker zwischen Rhein und Elbe würde nur abgeschüttelt sein, damit sie unter ihre früheren Herren zurückkehren; träte das Gegentheil ein und die Völker handelten lange unter Führung einer fremden Macht, die Consequenzen wären schrecklich und die Furcht davor würde die Entschlüsse des Wiener Cabinets beeinflussen[2]. Er freut sich[3] deshalb, dass das Englische Corps unter Wallmoden, Gneisenau und Dörnberg lande; wie die Führer ein Hannoveraner, ein früherer Preussischer Officier und ein Hesse seien, so würden sich die Einwohner unter den Fahnen ihrer ehemaligen Herrscher sammeln, und jede revolutionäre Idee würde fern bleiben.

Die officiellen Berichte füllt er in dieser Zeit mit vortrefflichen Mittheilungen aus Bubna’s Pariser Depeschen, die Metternich ihm zugänglich machte, und mit aufmerksamen Beobachtungen aller Symptome, die, wie vor allem der Rückzug des Hilfscorps unter Schwarzenberg, eine Lockerung der Französisch-Oesterreichischen

  1. In einem Bericht vom 11. November 1812 theilt Humboldt ein Gespräch mit dem Kaiser mit, worin dieser seine Freude äussert, dass es Gruner nicht gelungen sei, viele Personen zu verführen. Er erkundigte sich im weiteren nach dem Tugendbund. Gegen Humboldt war also wohl das Misstrauen geschwunden.
  2. An Hardenberg 13. Februar. Vgl. übrigens Oncken I, 300 ff.
  3. An Hardenberg 20. Februar.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1895, Seite 131. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1895_12_131.jpg&oldid=- (Version vom 25.5.2023)