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bekennen, erklären, dass es allein einen dauerhaften Frieden stiften kann, und sagen, dass Oesterreich sein ganzes Gewicht in die Wagschale werfen werde, um auf solcher Grundlage Frieden zu schliessen, wie es in dieser Instruction geschehen ist – das heisst ohne Frage, Preussen die allerstärkste Bürgschaft der eigenen Gesinnung geben und mächtige Beweggründe der Sicherheit für alle Wechselfälle, welche die Ereignisse herbeiführen könnten. Denn der Wiener Hof wird von diesen Grundsätzen, welche aus seinen eigenen Lebensinteressen entspringen, nie abgehen wollen, und da diese Grundsätze sich mit denen unseres Bündnissvertrages mit Russland im vollsten Einklang befinden, so umfasst er damit auch diese Allianz.“

Die Hauptbürgschaft für diese Stellungnahme Oesterreichs sah Humboldt in dessen eigenem Interesse, nur vermisste er in der Instruction die bestimmte Erklärung, dass der Kaiserstaat zum Kriege schreiten würde, wenn Napoleon sich weigere, die Opfer zu bringen, die das Programm des Oesterreichischen Cabinets erfordere. Er fürchtete, Napoleon könne zum Schein Nachgiebigkeit zeigen, um Oesterreich von den Verbündeten zu trennen. Auf diese Befürchtung Humboldt’s entgegnete Metternich, „dass sein Staat zu einem unmittelbaren Bruch militärisch und finanziell noch nicht vorbereitet sei, eine scheinbare Nachgiebigkeit seitens Frankreichs werde den Gang seines Hofes ebenso wenig irre machen als ein Unglück, das vor Auftreten der Oesterreichischen Armee die verbündeten Heere treffe; das letztere werde die Rüstungen Oesterreichs nur beschleunigen und den Nachdruck seiner Sprache und Handlungsweise nur verstärken. Eine Unterhandlung würde überhaupt nur beginnen, wenn Napoleon vollständig und ohne Rückhalt die fraglichen Grundlagen durch Unterzeichnung wirklicher Präliminarartikel annehme.“

Die Zeit, da Humboldt seinen Gesandtschaftsposten als Ruhestätte für wissenschaftliche Arbeiten betrachten durfte, war längst vorbei. Wien war jetzt der Mittelpunkt des lebhaftesten Interesses der Staatsmänner, und mit fieberhafter Spannung erwartete man die dortigen Nachrichten. Zu Humboldt’s Thätigkeit gehörte vor allem, auch das dortige Cabinet über die Russisch-Preussische Convention vom 19. März und Kutusov’s Aufruf an die Deutschen, Kalisch den 25. März[1], zu beruhigen, die nicht

  1. Oncken I, 329 vermisst in den Depeschen von und an Humboldt
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1895, Seite 138. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1895_12_138.jpg&oldid=- (Version vom 25.5.2023)