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Zusammenballung bewirkt worden ist, hört der Strom von Protoplasma an den Wänden derselben auf, sichtbar zu sein; ich beobachtete diese Thatsache wiederholt, will aber nur ein Beispiel geben. Ein blasz purpurnes Blatt war in ein paar Tropfen einer Auflösung von einem Theil in 292 Theilen Wasser gelegt worden und in 2 Stunden hatten sich in den oberen Zellen der Stiele einige feine purpurne Kugeln gebildet, während der Strom von Protoplasma rings an ihren Wänden noch ganz deutlich war; aber nach Verlauf von weiteren 4 Stunden, während welcher Zeit sich noch viel mehr Kugeln gebildet hatten, war der Strom, selbst bei der sorgfältigsten Untersuchung, nicht mehr zu unterscheiden; und dies war ohne Zweifel eine Folge davon, dasz die eingeschlossenen Körnchen sich mit den Kugeln vereinigt hatten, so dasz nichts mehr vorhanden war, wodurch die Bewegung des klaren Protoplasma hätte bemerkt werden können. Aber sehr kleine freie Kugeln giengen noch immer die Zellen hinauf und hinab, welche bewiesen, dasz noch immer ein Strom vorhanden war. So war es noch am nächsten Morgen, nach 22 Stunden, in welcher Zeit sich einige neue kleine Kugeln gebildet hatten; diese oscillirten von einer Seite zur andern und veränderten ihre Stellung, wodurch sie bewiesen, dasz die Strömung noch nicht aufgehört hatte, obgleich kein Strom von Protoplasma sichtbar war. Bei einer andern Gelegenheit sah man jedoch einen Strom um die Zellen-Wände eines lebenskräftigen, dunkelfarbigen Blattes flieszen, nachdem es 24 Stunden in einer etwas stärkeren Auflösung, nämlich von einem Theil des kohlensauren Salzes auf 218 Theile Wasser, gelegen hatte. Dies Blatt war daher nicht sehr oder gar nicht durch ein Eintauchen von dieser Zeit in die oben erwähnte Auflösung von zwei Gran in einer Unze beschädigt; und nachdem es nacher 24 Stunden in Wasser liegen gelassen worden war, hatten sich die zusammengeballten Massen in vielen der Zellen wieder aufgelöst, in derselben Art, wie es vorkommt, wenn Blätter im Naturzustand sich wieder ausstrecken, nachdem sie Insecten gefangen gehabt hatten.

In einem Blatt, welches 22 Stunden in einer Auflösung von einem Theil des kohlensauren Salzes in 292 Theilen Wasser gelassen war, wurden einige Kugeln von Protoplasma (durch die Selbsttheilung einer sackähnlichen Masse) sanft unter einem Deckgläschen gedrückt, und dann unter starker Vergröszerung untersucht. Sie waren nun deutlich durch scharf bestimmte strahlenförmige Spalten getheilt, oder waren in verschiedene Fragmente mit scharfen Kanten aufgebrochen; auch waren sie solid bis in die Mitte. In den gröszeren aufgebrochenen Kugeln war der mittlere Theil undurchsichtiger, dunkelfarbiger und weniger zerbrechlich als die äuszeren; nur waren in einigen Fällen die letzteren von Spalten durchdrungen. In vielen Kugeln war die Trennungslinie zwischen den äuszeren und inneren Theilen ziemlich scharf bestimmt. Die äuszeren Theile waren von genau derselben sehr blasz purpurnen Färbung, wie die der zuletzt gebildeten kleineren Kugeln; und diese letzteren schlossen keinen dunkleren mittleren Kern ein.

Aus diesen verschiedenen Thatsachen können wir schlieszen, dasz, wenn kräftige dunkelfarbige Blätter der Einwirkung von kohlensaurem Ammoniak unterworfen werden, sich die Flüssigkeit in den Zellen der Tentakeln oft äuszerlich in zusammenhängende klebrige Substanz

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Charles Darwin: Insectenfressende Pflanzen. Stuttgart 1876, Seite 41. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Darwin_Insectenfressende_Pflanzen_041.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)