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zusammenballt und auf diese Weise einen Sack bildet. Kleine Kugeln erscheinen manchmal innerhalb dieses Sackes, und das Ganze theilt sich gewöhnlich bald in zwei oder mehr Kugeln, welche wiederholt verschmelzen und sich wieder theilen. Nach einer längeren oder kürzeren Zeit sind die Körnchen in der farblosen Schicht von Protoplasma, welche rings um die Wände flieszt, nach den gröszeren Kugeln hingezogen und mit ihnen vereinigt, oder bilden kleine selbständige Kugeln; diese letzteren sind von viel blässerer Farbe und viel zerbrechlicher als die zuerst zusammengeballten Massen. Nachdem die Körnchen von Protoplasma in dieser Weise angezogen worden sind, kann die Schicht flieszenden Protoplasmas nicht mehr unterschieden werden, wennschon ein Strom von durchsichtiger Flüssigkeit noch rund an den Wänden herumflieszt.

Wenn ein Blatt in eine starke, beinahe concentrirte Auflösung von kohlensaurem Ammoniak getaucht wird, so werden die Drüsen augenblicklich schwarz und sondern reichlich ab; aber es erfolgt keine Bewegung der Tentakeln. Zwei so behandelte Blätter wurden nach 1 Stunde schlaff und schienen getödtet zu sein; alle Zellen in ihren Tentakeln enthielten Kugeln von Protoplasma; aber diese waren klein und misfarbig. Zwei andere Blätter wurden in eine nicht ganz so starke Lösung gelegt und in 30 Minuten war eine gut markirte Zusammenballung eingetreten. Nach 24 Stunden wurden die kuglichen oder häufiger länglichen Massen von Protoplasma undurchsichtig und körnig anstatt wie gewöhnlich durchsichtig zu sein; und in den unteren Zellen waren nur unzählige kleine kugliche Körnchen vorhanden. Offenbar hatte die Stärke der Auflösung die Vollendung des Processes gestört, wie dies, wie wir sehen werden, gleichfalls in Folge groszer Hitze eintritt.

Alle die vorangegangenen Beobachtungen beziehen sich auf die äuszeren Tentakeln, welche von einer purpurnen Färbung sind; aber auf die grünen Stiele der kurzen mittleren Tentakeln wirkt das kohlensaure Salz und ein Aufgusz von rohem Fleisch in genau derselben Weise, mit dem einzigen Unterschied, dasz die zusammengeballten Massen von einer grünlichen Färbung sind, so dasz also der Procesz in keiner Weise von der Farbe der Flüssigkeit innerhalb der Zellen abhängt.

Endlich ist die merkwürdigste Thatsache in Bezug auf dies Salz die auszerordentlich kleine Menge, welche genügt, Zusammenballung zu verursachen. Ausführliche Einzelnheiten werden im siebenten Kapitel mitgetheilt werden; hier mag es genügen, wenn ich noch anführe, dasz bei einem empfindlichen Blatt die Aufsaugung von 1/134400 eines Grans (0,000482 Milligr.) durch eine Drüse hinreicht, im Laufe einer Stunde deutlich bemerkbare Zusammenballung in den Zellen unmittelbar unter der Drüse zu verursachen.

Die Wirkungen von gewissen andern Salzen und Flüssigkeiten. Zwei Blätter wurden in eine Auflösung von einem Theil essigsauren Ammoniaks in ungefähr 140 Theilen Wasser gelegt; dies wirkte ganz so energisch, aber vielleicht nicht ganz so schnell, wie das kohlensaure Salz. Nach 10 Minuten waren die Drüsen schwarz und in den Zellen unter ihnen waren Spuren einer Zusammenballung zu bemerken, welche nach 15 Minuten deutlich bemerkbar war und sich eine Strecke weit, so lang wie die Drüsen, die Tentakeln hinab erstreckte. Nach 2

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Charles Darwin: Insectenfressende Pflanzen. Stuttgart 1876, Seite 42. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Darwin_Insectenfressende_Pflanzen_042.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)