Seite:De Darwin Insectenfressende Pflanzen 046.jpg

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werden. Mehrere Stunden langes Eintauchen in Wasser verursacht einen gewissen Grad von Zusammenballung. Zwanzig Blätter wurden zuerst sorgfältig untersucht und nachdem sie verschieden lang in destillirtes Wasser getaucht gelassen worden waren, wieder untersucht, was folgende Resultate ergab: Man findet selten selbst eine Spur von Zusammenballung, ehe 4 bis 5 und gewöhnlich noch mehr Stunden verstrichen sind. Wenn jedoch ein Blatt schnell im Wasser eingebogen wird, wie manchmal besonders bei warmem Wetter vorkommt, so kann die Zusammenballung in wenig über 1 Stunde eintreten. In allen Fällen werden an Blättern, welche mehr als 24 Stunden im Wasser gelassen worden sind, die Drüsen schwarz, was beweist, dasz ihr Inhalt zusammengeballt ist; und in den Exemplaren, welche sorgfältig untersucht wurden, fand sich ziemlich gut ausgeprägte Zusammenballung in den oberen Zellen der Stiele. Diese Versuche wurden mit abgeschnittenen Blättern gemacht, und es kam mir der Gedanke, dasz dieser Umstand das Resultat beeinflussen möchte, da die Stiele vielleicht Wasser nicht schnell genug aufsaugen würden, um die Drüsen damit zu versorgen, während diese fortführen abzusondern. Aber diese Ansicht stellte sich als irrig heraus, denn eine Pflanze mit unverletzten Wurzeln, welche vier Blätter trug, wurde in destillirtes Wasser 47 Stunden lang eingetaucht, und die Drüsen wurden schwarz, obgleich die Tentakeln sehr wenig eingebogen wurden. In einem dieser Blätter war nur ein leichter Grad von Zusammenballung in den Tentakeln eingetreten; im zweiten etwas mehr, wobei der purpurne Inhalt der Zellen sich etwas von den Wänden getrennt hatte; im dritten und vierten, welche blasse Blätter waren, war die Zusammenballung in den oberen Theilen der Stiele deutlich bemerkbar. In diesen Blättern wechselten die kleinen Massen von Protoplasma, von denen viele oval waren, langsam ihre Form und Stellung, so dasz ein Untertauchen von 47 Stunden das Protoplasma nicht getödtet hatte. Bei einem früheren Versuche mit einer untergetauchten Pflanze waren die Tentakeln nicht im Geringsten eingebogen.

Hitze bringt Zusammenballung hervor. — Ein Blatt, dessen Tentakeln in den Zellen nur homogene Flüssigkeit enthielten, wurde 1 Minute lang in Wasser von 54,4°C. (130°F.) herum geschwenkt, und wurde dann so schnell wie möglich unter dem Microscop untersucht, d. h. in 2 oder 3 Minuten. Während dieser Zeit hatte der Inhalt der Zellen einen geringen Grad von Zusammenballung erfahren. Ein zweites Blatt wurde 2 Minuten in Wasser von 51,6°C. (125° F.) geschwenkt und wie vorher schnell untersucht. Die Tentakeln waren stark eingebogen; die purpurne Flüssigkeit war in allen Zellen ein wenig von den Wandungen abgeschrumpft und enthielt viele ovale und längliche Massen von Protoplasma, mit einigen äuszerst kleinen Kugeln. Ein drittes Blatt wurde in Wasser von 51,6°C. gelassen, bis es abgekühlt war, und als es nach 1 Stunde 45 Minuten untersucht wurde, zeigten die eingebogenen Tentakeln etwas Zusammenballung, welche nach 3 Stunden deutlicher bemerkbar wurde, aber sich später nicht weiter vermehrte. Endlich wurde ein Blatt 1 Minute lang in Wasser von 48,8°C. (120°F.) geschwenkt, und dann 1 Stunde 26 Minuten lang in kaltem Wasser gelassen; die Tentakeln waren nur wenig eingebogen, und es war nur hie und da eine Spur von Zusammenballung zu bemerken. In allen diesen und andern Versuchen mit warmem

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Charles Darwin: Insectenfressende Pflanzen. Stuttgart 1876, Seite 46. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Darwin_Insectenfressende_Pflanzen_046.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)