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sich theilweise wieder aus, und die zusammengeballten Massen von Protoplasma waren theilweise wieder aufgelöst. Ein Blatt, dessen Tentakeln dicht über einer Fliege geschlossen waren und dessen Zelleninhalt stark zusammengeballt war, wurde in etwas Sherry-Wein gethan; nach 2 Stunden hatten sich mehrere der Tentakeln wieder ausgestreckt, und die andern konnten durch eine blosze Berührung wieder in ihre ordentlich ausgestreckte Stellung gebracht werden; auch waren jetzt alle Spuren der Zusammenballung verschwunden, und die Zellen wieder mit vollkommen homogener rosiger Flüssigkeit angefüllt. Die Wiederauflösung dürfte in diesen Fällen, wie ich vermuthe, der Exosmose zugeschrieben werden.

Ueber die näheren Ursachen des Processes der Zusammenballung.

Da die meisten der Reizmittel, welche die Einbiegung der Tentakeln verursachen, gleichfalls Zusammenballung in dem Inhalt ihrer Zellen hervorrufen, könnte dieser letztere Prozesz für das directe Resultat der Einbiegung gehalten werden; dies ist aber nicht der Fall. Wenn Blätter in ziemlich starke Lösungen von kohlensaurem Ammoniak, z. B. von drei oder vier und manchmal selbst von nur zwei Gran in einer Unze Wasser (d. h. ein Theil auf 109 oder 146 oder 218 Theile Wasser) gethan werden, so werden die Tentakeln gelähmt und werden nicht eingebogen; doch bieten sie bald stark ausgesprochene Zusammenballung dar. Ueberdies werden die kurzen centralen Tentakeln eines Blattes, welches in eine schwache Lösung von irgend einem Ammoniaksalz oder in irgend eine stickstoffhaltige organische Flüssigkeit getaucht worden ist, nicht im geringsten gebogen; demohngeachtet bieten sie alle Erscheinungen der Zusammenballung dar. Andrerseits verursachen mehrere Salze stark ausgesprochene Einbiegung aber keine Zusammenballung.

Es ist eine wichtige Thatsache, dasz, wenn ein organischer oder unorganischer Gegenstand auf die Drüsen der Scheibe gelegt wird, und die äuszeren Tentakeln hierdurch sich nach innen einzubiegen veranlaszt werden, nicht nur die Absonderung der Drüsen der letzteren an Menge zunimmt und sauer wird, sondern der Inhalt der Zellen ihrer Stiele zusammengeballt wird. Der Procesz fängt immer in den Drüsen an, obgleich diese noch nicht irgend einen Gegenstand berührt haben. Es musz daher irgend eine Kraft oder ein Einflusz von den mittleren Drüsen den äuszeren Tentakeln übermittelt werden, erstens dem Theile nahe ihrer Basis um diesen Theil zum Einbiegen zu veranlassen, und dann zu den Drüsen, um sie zu reichlicherer Absonderung zu veranlassen. Nach einer kurzen Zeit senden oder reflectiren

Empfohlene Zitierweise:
Charles Darwin: Insectenfressende Pflanzen. Stuttgart 1876, Seite 48. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Darwin_Insectenfressende_Pflanzen_048.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)