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die in dieser Weise indirect gereizten Drüsen einen Einflusz ihre eigne Stiele hinab, welcher eine Zusammenballung in Zelle unter Zelle bis zu ihren Basen hervorruft.

Es erscheint auf den ersten Blick wahrscheinlich, dasz die Zusammenballung eine Folge davon ist, dasz die Drüsen zu reichlicherer Absonderung angeregt werden, so dasz nicht genügende Flüssigkeit in ihren Zellen und in den Zellen der Stiele gelassen wird, um das Protoplasma in Auflösung zu halten. Für diese Ansicht spricht auch die Thatsache, dasz Zusammenballung der Einbiegung der Tentakeln folgt, und dasz während der Bewegung die Drüsen gewöhnlich oder, wie ich glaube, immer reichlicher absondern als vorher. Ferner sondern die Drüsen während der Wiederausstreckung der Tentakeln viel weniger reichlich ab, oder hören ganz auf abzusondern, und dann werden die zusammengeballten Massen von Protoplasma wieder aufgelöst. Wenn überdies Blätter in dicke vegetabilische Lösungen oder Glycerin getaucht werden, so geht die Flüssigkeit in den Drüsenzellen nach auszen, und dann tritt Zusammenballung ein; und wenn die Blätter später in Wasser oder eine unschädliche Flüssigkeit von geringerem specifischen Gewicht als Wasser getaucht werden, so wird das Protoplasma dann wieder aufgelöst, und dies ist ohne Zweifel Folge von Endosmose.

Der Ansicht, dasz Zusammenballung durch den Austritt der Flüssigkeit aus den Zellen verursacht wird, stehen indesz folgende Thatsachen entgegen. Es scheint kein naher Zusammenhang zwischen dem Grad von erhöhter Absonderung und von Zusammenballung zu bestehen. So verursacht ein der Absonderung um eine Drüse hinzugefügtes Stückchen Zucker eine viel gröszere Zunahme der Absonderung und viel weniger Zusammenballung als ein Theilchen von kohlensaurem Ammoniak, welches auf dieselbe Weise gegeben wurde. Es scheint nicht wahrscheinlich zu sein, dasz reines Wasser eine starke Exosmose verursachen wird, und doch folgt häufig Zusammenballung nach Eintauchen in Wasser, von zwischen 16 und 24 Stunden, und immer nach Eintauchen von 24 bis 48 Stunden. Noch weniger wahrscheinlich ist es, dasz Wasser von einer Temperatur von 51,6° bis 54,4° C. (125° bis 130° F.) die Flüssigkeit nicht nur aus den Drüsen, sondern aus allen Zellen der Tentakeln bis hinab nach ihren Basen zu auszutreten veranlassen sollte, und zwar so schnell, dasz Zusammenballung in 2 oder 3 Minuten hervorgebracht wird. Ein anderes starkes Argument gegen diese Ansicht ist, dasz nach vollständiger Zusammenballung

Empfohlene Zitierweise:
Charles Darwin: Insectenfressende Pflanzen. Stuttgart 1876, Seite 49. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Darwin_Insectenfressende_Pflanzen_049.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)