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Blätter verletzt waren; nach sieben Tages starb eines ab, und die andern waren im Absterben. Eiweisz, welches vier oder fünf Tage lang aufbewahrt wurde und welches, wie wohl angenommen werden konnte, angefangen hatte, sich in geringeren Grade zu zersetzen, schien schneller zu wirken als frisch gekochte Eier. Da meistentheils die letztern gebraucht wurden, so feuchtete ich sie mit etwas Speichel an, um die Tentakeln schneller zum Einbiegen zu veranlassen.

2. Versuch. — Ein Würfel von 1/10 Zoll (d.h. bei welchem jede Seite 1/10 Zoll oder 2,54 Mm. lang war) wurde auf ein Blatt gelegt, und nach 50 Stunden war er in eine Kugel von ungefähr 3/40 Zoll Durchmesser verwandelt (1,905 Mm) und von vollständig durchsichtiger Flüssigkeit umgeben. Nach zehn Tagen war das Blatt wieder ausgebreitet; es blieb aber ein äuszerst kleines Stückchen, nun vollkommen durchscheinend gewordenen Eiweiszes auf der Scheibe. Es hatte dies Blatt mehr Eiweisz erhalten, als aufgelöst oder verdaut werden konnte.

3. Versuch. — Zwei Eiweiszwürfel von 1/20 Zoll (1,27 Mm.) wurden auf zwei Blätter gelegt. Nach 46 Stunden war jedes Atom derselben aufgelöst und das Meiste der verflüssigten Masse war absorbirt; die zurückbleibende Flüssigkeit war in diesem wie in allen übrigen Fällen sehr sauer und klebrig. Die Wirkung auf die andern Würfel war etwas langsamer.

4. Versuch. — Zwei Eiweiszwürfel von derselben Grösze wie die letzten wurden auf zwei Blätter gelegt und waren in 50 Stunden in zwei grosze Tropfen durchscheinender Flüssigkeit verwandelt; als sie aber unter den eingebognen Tentakeln hervorgenommen und bei reflectirtem Lichte unter dem Mikroskop betrachtet wurden, konnten in dem einen feine Streifen undurchsichtiger Substanz, in dem andern Spuren ähnlicher Streifen beobachtet werden. Die Tropfen wurden auf die Blätter zurückgebracht, welche sich nach 10 Tagen wieder ausbreiteten, und nun war nichts übrig als sehr wenig durchsichtiger saurer Flüssigkeit.

5. Versuch. — Dieser Versuch wurde unbedeutend abgeändert, so dass das Eiweisz der Einwirkung des Secrets schneller ausgesetzt wurde. Zwei Würfel, jeder von ungefähr 1/40 Zoll (0,635 Mm.), wurden auf dasselbe Blatt gelegt, und zwei ähnliche Würfel auf ein anderes. Diese wurden nach 21 Stunden 30 Minuten untersucht und alle waren, wie sich ergab, abgerundet. Nach 46 Stunden waren die zwei Würfel auf dem einen Blatte vollständig verflüssigt, die gebildete Flüssigkeit war vollkommen durchsichtig; auf dem andern Blatte waren in der Mitte der Flüssigkeit noch einige undurchsichtige weisze Streifen zu sehen. Nach 72 Stunden verschwanden diese Streifen; es war aber noch ein wenig klebrige Flüssigkeit auf der Scheibe zurückgeblieben, während dieselbe auf dem ersten Blatte beinahe gänzlich absorbirt war. Beide Blätter fingen nun an, sich wieder auszubreiten.

Der beste und beinahe einzige Beweis für die Gegenwart irgend eines dem Pepsin analogen Fermentes in der Absonderung schien der

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Charles Darwin: Insectenfressende Pflanzen. Stuttgart 1876, Seite 83. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Darwin_Insectenfressende_Pflanzen_083.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)