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langsam reagierte, aber am 9. das Bruchstück dicht umschlosz. Am 11. fieng dies zweite Blatt an, sich wieder auszubreiten; das Bruchstück war offenbar erweicht, und Dr. Klein berichtet: »ein groszer Theil des Schmelzes und der gröszere Theil des Zahnbeins des Kalkes beraubt.«

2. Versuch. – 1. Mai; ein Bruchstück auf ein Blatt gelegt; am 2. waren die Tentakeln ziemlich ordentlich eingebogen, bei reichlicher Absonderung auf der Scheibe, und blieben bis zum 7. eingebogen, wo sich das Blatt wieder ausbreitete. Das Fragment wurde nun auf ein frisches Blatt gebracht, welches am nächsten Tage (am 8.) in der stärksten Weise eingebogen war und bis zum 11. so blieb, wo es sich wieder ausbreitete. Dr. Klein berichtet: »ein groszer Theil des Schmelzes und der gröszere Theil des Zahnbeins des Kalkes beraubt«

3. Versuch. – 1. Mai; ein Bruchstück mit Speichel befeuchtet und auf ein Blatt gebracht, welches bis zum 5. gut eingebogen blieb und sich dann wieder ausbreitete. Der Schmelz war durchaus nicht und das Zahnbein nur unbedeutend erweicht. Das Bruchstück wurde nun auf ein frisches Blatt gebracht, welches am nächsten Morgen (6.) stark eingebogen war und bis zum 11. so blieb. Der Schmelz und das Zahnbein waren jetzt beide etwas erweicht, und Dr. Klein berichtet: »weniger als die Hälfte des Schmelzes, aber der gröszere Theil des Zahnbeins des Kalkes beraubt«

4. Versuch. – 1. Mai; ein äuszerst kleines und dünnes Stückchen Zahnbein wurde, mit Speichel befeuchtet, auf ein Blatt gebracht, welches bald eingebogen wurde und sich am 5. wieder ausbreitete. Das Zahnbein war so biegsam geworden wie dünnes Papier. Es wurde dann auf ein frisches Blatt gebracht, welches am nächsten Morgen (am 6.) stark eingebogen war und sich am 10. wieder öffnete. Das seiner Kalksalze beraubte Zahnbein war nun so zart, dasz es durch die blosze Kraft der sich ausbreitenden Tentakeln in Stückchen zerrissen wurde.

Aus diesen Versuchen geht hervor, dasz die Schmelzsubstanz von dem Secrete mit mehr Schwierigkeit angegriffen wird, als das Zahnbein, wie sich nach ihrer auszerordentlichen Härte hätte erwarten lassen; beide werden ferner schwieriger angegriffen als Knochen. Nachdem der Procesz der Auflösung einmal begonnen hat, wird er mit gröszerer Leichtigkeit weiter geführt; dies kann man daraus schlieszen, dasz die Blätter, auf welche die Bruchstücke übertragen wurden, in allen vier Fällen im Laufe eines einzigen Tages stark eingebogen wurden, während die erste Reihe Blätter viel weniger schnell und energisch reagierten. Die Kanten und Vorsprünge der faserigen Gnundsubstanz des Schmelzes und Zahnbeins (vielleicht mit Ausnahme des 4. Falles, welcher nicht ordentlich beobachtet werden konnte) waren nicht im mindesten abgerundet; auch bemerkt Dr. Klein, dasz ihre mikroskopische Stnctur nicht verändert gewesen sei. Dies hätte man aber

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Charles Darwin: Insectenfressende Pflanzen. Stuttgart 1876, Seite 95. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Darwin_Insectenfressende_Pflanzen_095.jpg&oldid=- (Version vom 6.5.2018)