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Chlorophyll-Körner zu unterscheiden; einige waren verschrumpft, von gelblich-grüner Färbung und hatten sich in der Mitte der Zellen angesammelt; andere waren zerfallen und bildeten eine gelbliche Masse gleichfalls in der Mitte der Zellen. Andererseits waren in den, von feuchter Baumwolle umgebenen Schnittchen die Chlorophyll-Körner grün und so vollkommen wie je. Mein Sohn legte auch einige Schnitte in künstlichen Magensaft; und dieser wirkte auf dieselben in nahezu derselben Art und Weise ein, wie das Secret. Wir haben gesehen, dasz Stückchen von frischen Kohl- und Spinat-Blättern es bewirken, dasz sich die Tentakeln einbiegen und dasz die Drüsen reichliches saures Secret ergieszen; es läszt sich nur wenig daran zweifeln, dasz es das die Chlorophyll-Körner bildende und die Zellwände auskleidende Protoplasma ist, welches die Blätter reizt.

Fett und Öl. – Würfel von beinahe reinem, nicht gekochtem Fett, auf verschiedene Blätter gelegt, erhielten nicht im geringsten abgerundete Kanten. Wir haben auch gesehen, dasz die Fettkügelchen in der Milch nicht verdaut werden. Ebensowenig bewirkt Olivenöl, auf die Scheiben von Blättern getropft, irgend welche Einbiegung; wenn aber die Blätter in Olivenöl eingetaucht werden, werden sie stark eingebogen; auf diesen Gegenstand habe ich aber noch zurückzukommen. Ölige Substanzen werden vom Magensaft der Thiere nicht verdaut.

Stärkmehl. – Im Ganzen ziemlich grosze Stückchen Stärkmehl bewirkten gut ausgesprochene Einbiegung; die Blätter breiteten sich nicht vor dem vierten Tage wieder aus. Ich habe aber keinen Zweifel, dasz dies eine Folge der fortdauernden Reizung der Drüsen war, da das Stärkemehl fortfuhr, das Secret aufzusaugen. Die Stückchen waren nicht im mindesten an Grösze reducirt; wir wissen auch, dasz in eine Stärke-Emulsion eingetauchte Blätter durchaus nicht afficirt werden. Ich brauche kaum zu sagen, dasz Stärkmehl vom Magensafte der Thiere nicht verdaut wird.

Wirkung des Secrets auf lebende Samen.

Es sollen hier die Resultate einiger Experimente an lebenden, durch Zufall ausgewählten Samen mitgetheilt werden, obschon sie sich nur indirect auf den uns hier vorliegenden Gegenstand der Verdauung beziehen.

Sieben Kohlsamen des vorhergehenden Jahres wurden auf eine gleiche Zahl von Blättern gelegt. Einige dieser Blätter wurden mäszig, die gröszere Zahl aber nur unbedeutend eingebogen, und die meisten breiteten sich am dritten Tage wieder aus. Eines blieb indessen bis zum vierten und ein andres bis zum fünften eingeschlagen. Es waren daher diese Blätter durch die Samen etwas mehr gereizt als durch unorganische Körper von derselben Grösze. Nachdem sie sich wieder ausgebreitet hatten, wurden die Samen in günstige Bedingungen auf feuchten Sand gebracht; andere Samen aus derselben Menge wurden zu derselben Zeit in derselben Weise probirt, und es stellte sich dabei heraus, dasz sie gut keimten. Von den sieben Samen, welche der Einwirkung des Secrets ausgesetzt gewesen waren, keimten nur drei; einer der drei Sämlinge starb bald ab, da die Spitze des Würzelchens vom Anfang an verwelkt und die Ränder

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Charles Darwin: Insectenfressende Pflanzen. Stuttgart 1876, Seite 112. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Darwin_Insectenfressende_Pflanzen_112.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)