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eingetaucht; während andere Blätter zu derselben Zeit in dasselbe reine Wasser gelegt wurden, was zur Anfertigung der Lösungen benutzt wurde. Die Resultate sind so merkwürdig, obschon weniger merkwürdig als die mit phosphorsaurem Ammoniak erhaltenen, dasz ich die Versuche im Einzelnen beschreiben musz; doch will ich nur einige wenige anführen. Wenn ich von den aufeinanderfolgenden Perioden spreche, in denen Einbiegung eintrat, so rechne ich immer von der Zeit der ersten Eintauchung an.

Nachdem ich einige vorläufige Experimente zur Orientirung angestellt hatte, wurden fünf Blätter in einem und demselben kleinen Gefäsz in dreiszig Minims einer Lösung von einem Theile des salpetersauren Salzes in 7875 Theilen Wasser (1 Gran auf 18 Unzen) gelegt; diese Menge Flüssigkeit war gerade hinreichend sie zu bedecken. Nach 2 Stunden 10 Minuten waren drei der Blätter beträchtlich eingebogen und die andern beiden mäszig. Die Drüsen aller waren so dunkel roth geworden, dasz sie beinahe verdienten, schwarz genannt zu werden. Nach 8 Stunden waren bei vier von den Blättern alle Tentakeln mehr oder weniger eingebogen, während am fünften, welches, wie ich jetzt bemerkte, ein altes Blatt war, nur dreiszig Tentakeln eingebogen waren. Am nächsten Morgen, nach 23 Stunden 40 Minuten, fanden sich sämmtliche Blätter in demselben Zustande, ausgenommen, dasz bei dem alten Blatte einige wenige Tentakeln mehr eingebogen waren. Fünf Blätter, welche zu der nämlichen Zeit in Wasser gelegt worden waren, wurden in denselben Zeitzwischenräumen beobachtet; nach 2 Stunden 10 Minuten waren bei zwei von ihnen vier, bei einem sieben, bei einem zehn der langköpfigen, randständigen Tentakeln und beim fünften vier rundköpfige Tentakeln eingebogen. Nach 8 Stunden war keine Veränderung an diesen Blättern sichtbar, und nach 24 Stunden waren alle randständigen Tentakeln wieder ausgebreitet, bei einem Blatte aber war ein Dutzend und bei einem zweiten Blatte ein halbes Dutzend submarginaler Tentakeln eingebogen. Da die Drüsen der fünf Blätter in der Lösung gleichzeitig dunkel geworden waren, so hatten sie alle ohne Zweifel eine nahezu gleiche Menge von dem Salze aufgesaugt; und da allen fünf Blättern zusammen 1/288 Gran gegeben worden war, so erhielt ein jedes 1/1440 Gran (0,045 Milligr.). Ich habe die Tentakeln an diesen Blättern nicht gezählt, welche mäszig schöne waren; da aber die mittlere Zahl bei ein und dreiszig Blättern 192 war, so dürfte es sicher sein anzunehmen, dasz jedes im Mittel mindestens 160 trug. War dies der Fall, so konnte jede der dunkel gewordenen Drüsen nur 1/230400 Gran des salpetersauren Salzes erhalten haben; und dies verursachte die Einbiegung einer groszen Anzahl von Tentakeln.

Diese Methode, mehrere Blätter in ein und dasselbe Gefäsz zu bringen, ist keine gute, da man dabei unmöglich sicher sein kann, ob nicht die kräftigeren Blätter den schwächeren ihren Antheil am Salze rauben. Überdies müssen die Drüsen häufig einander oder die Gefäszwände berühren, und dadurch kann Bewegung angeregt werden; aber die entsprechenden Blätter in Wasser, welche wenig eingebogen wurden, obschon eher mehr als gewöhnlich vorkömmt, waren denselben Fehlerquellen in einem beinahe gleichen Grade ausgesetzt. Ich will daher nur noch ein weiteres, nach dieser Methode angestelltes Experiment anführen, obschon viele angestellt

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Charles Darwin: Insectenfressende Pflanzen. Stuttgart 1876, Seite 133. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Darwin_Insectenfressende_Pflanzen_133.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)