Seite:De Darwin Insectenfressende Pflanzen 180.jpg

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mehrere Drüsen gehalten worden waren, verhinderte dies nicht, dasz sich die Tentakeln bogen, als ihre Drüsen nach einer Pause von ein Viertel bis drei Viertelstunde, durch Reiben oder dadurch, dasz man Ihnen Stückchen Fleisch gab, gereizt wurden. Ähnliche Tropfen einer Lösung von einem Theil auf 218 Theile Wasser (2 Gran auf 1 Unze) schwärzten schnell die Drüsen; einige wenige so behandelte Tentakeln bewegten sich, während andere es nicht thaten. Nachdem jedoch die letzteren später mit Speichel angefeuchtet, oder ihnen Stückchen Fleisch gegeben worden waren, wurden sie eingebogen, aber mit auszerordentlicher Langsamkeit; und dies beweist, dasz sie verletzt worden waren. Stärkere Lösungen (aber die Stärke wurde nicht ermittelt) unterbrachen manchmal jede Fähigkeit der Bewegung sehr schnell; so wurden Stückchen Fleisch auf die Drüsen mehrerer äuszerer Tentakeln gelegt, und so bald sie sich zu bewegen anfiengen, wurden sehr kleine Tropfen der stärkeren Lösung hinzugefügt. Sie fuhren einige Zeit fort sich einzubiegen, und standen dann plötzlich still; andere Tentakeln an demselben Blatt, mit Fleisch auf ihren Drüsen, aber nicht mit dem Strychnin befeuchtet, fuhren fort sich zu biegen und erreichten bald die Mitte des Blattes.

Citronensaures Strychnin. – Halbe Minims einer Lösung von einem Theil auf 437 Theile Wasser wurden auf die Scheiben von sechs Blättern gelegt; nach 24 Stunden zeigten die äuszeren Tentakeln nur eine Spur von Einbiegung. Stückchen Fleisch wurden dann auf drei dieser Blätter gelegt, aber in 24 Stunden trat nur unbedeutende und unregelmäszige Einbiegung ein, was bewies, dasz die Blätter stark verletzt worden waren. Bei zweien der Blätter, welchen kein Fleisch gegeben war, waren die scheibenständigen Drüsen trocken und sehr verletzt. Kleine Tropfen einer starken Lösung von einem Theil auf 109 Theile Wasser (4 Gran auf 1 Unze) wurden dem Secret um mehrere Drüsen hinzugefügt, aber brachten keine auch nur annähernd so deutliche Wirkung hervor, wie die Tropfen einer viel schwächeren Lösung des essigsauren Salzes. Stückchen des trocknen citronensauren Salzes wurden auf sechs Drüsen gelegt; zwei derselben bewegten sich ein Stückchen nach der Mitte hin und standen dann still und waren ohne Zweifel getödtet. Drei andere bogen sich viel weiter nach innen und hielten dann an; nur eins erreichte die Mitte. Fünf Blätter wurden, jedes in dreiszig Minims einer Lösung von einem Theil auf 437 Theile Wasser getaucht; so dasz jedes 1/16 Gran erhielt; nach ungefähr 1 Stunde wurden einige der äuszeren Tentakeln eingebogen und die Drüsen waren sonderbar gefleckt mit schwarz und weisz. Diese Drüsen wurden in von 4 bis 5 Stunden weiszlich und undurchsichtig und das Protoplasma in den Zellen der Tentakeln war ordentlich zusammengeballt. In dieser Zeit waren zwei von den Blättern bedeutend eingebogen, aber die drei andern nicht viel mehr, als sie vorher waren. Demungeachtet waren zwei frische Blätter nach einem Eintauchen von beziehentlich 2 und 4 Stunden in der Lösung nicht getödtet; denn als sie 1 Stunde 30 Minuten lang in einer Lösung von einem Theil kohlensauren Ammoniaks auf 218 Theile Wasser gelassen worden waren, wurden Ihre Tentakeln mehr eingebogen und es trat reichlich Zusammenballung ein. Die Drüsen zweier andrer Blätter wurden nach einem 2 Stunden langen Eintauchen in eine stärkere Lösung, von einem Theil des

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Charles Darwin: Insectenfressende Pflanzen. Stuttgart 1876, Seite 180. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Darwin_Insectenfressende_Pflanzen_180.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)