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für mich zu machen, welche er seitdem veröffentlicht hat[1]. Flimmerepithelium aus der Mundhöhle eines Frosches wurde in eine Lösung von 0,03 Gramm auf 4,6 Cub. Cent. Wasser gebracht; andere Stücke zur selben Zeit zum Vergleich in reines Wasser. Die Bewegung der Wimpern in der Lösung schien zuerst zugenommen zu haben, nahm aber bald ab und hörte nach 15 bis 20 Minuten ganz auf, während jene im Wasser sich noch kräftig bewegten. Die weiszen Blutkörperchen eines Frosches und die Wimpern zweier Infusionsthiere, eines Paramaecium und eines Volvox, wurden durch das Gift ähnlich afficirt. Dr. Fayrer fand auch, dasz der Muskel eines Frosches seine Reizbarkeit nach einem 20 Minuten langen Eintauchen in die Lösung verlor, und dann einem starken elektrischen Strome nicht mehr antwortete. Auf der andern Seite wurden die Bewegungen der Wimpern auf dem Mantel eines Unio nicht immer zum Stillstand gebracht, selbst als sie eine beträchtliche Zeit in einer sehr starken Lösung gelassen worden waren. Im Ganzen scheint es, dasz das Gift der Cobra viel schädlicher auf das Protoplasma der höheren Thiere wirkt, als auf das der Drosera.

Ein anderer Punkt mag hier noch erwähnt werden. Ich habe gelegentlich beobachtet, dasz die Tropfen Secrets rings um die Drüsen durch gewisse Lösungen etwas trübe gemacht wurden, besonders aber durch einige Säuren, wobei sich ein Häutchen auf der Oberfläche der Tropfen bildete; aber niemals habe ich diese Wirkung in einer so auffallenden Weise hervorbringen sehen als durch das Gift der Brillenschlange. Wenn die stärkere Lösung angewendet wurde, erschienen die Tropfen in 10 Minuten wie kleine weisze abgerundete Wolken. Nach 48 Stunden hatte sieh das Secret in Fäden und Platten einer häutigen Substanz verwandelt, welche sehr kleine Körnchen verschiedener Grösze einschlossen.

Campher. – Etwas abgekratzter Campher wurde einen Tag lang in einer Flasche mit destillirtem Wasser gelassen und dann filtrirt. Eine auf diese Weise dargestellte Lösung soll 1/1000 ihres Gewichts an Campher enthalten; sie roch und schmeckte nach dieser Substanz. Zehn Blätter wurden in diese Lösung eingetaucht; nach 15 Minuten waren fünf derselben gut eingebogen, zwei lieszen die erste Spur der Bewegung in 11 und 12 Minuten erkennen; das sechste Blatt fieng sich nicht eher zu bewegen an, als bis 15 Minuten verflossen waren, war aber in 17 Minuten ganz ordentlich eingebogen und in 24 Minuten vollständig geschlossen; das siebente fieng in 17 Minuten sich zu bewegen an und war in 26 Minuten vollständig geschlossen. Das achte, neunte und zehnte waren alte Blätter von sehr dunkelrother Färbung und diese waren nach einem Eintauchen von 24 Stunden nicht eingebogen, so dasz es beim Anstellen von Experimenten mit Campher nothwendig ist, solche Blätter zu vermeiden. Nachdem diese Blätter vier Stunden lang in der Lösung gelassen worden waren, wurden einige von ihnen ziemlich schmutzig rosa gefärbt, und sonderten viel Schleim ab; obgleich ihre Tentakeln dicht eingebogen wurden, war das Protoplasma innerhalb der Zellen durchaus nicht zusammen geballt. Bei einer andern Gelegenheit indessen war nach einem längeren Eintauchen von 24 Stunden gut ausgesprochene Zusammenballung vorhanden.

Empfohlene Zitierweise:
Charles Darwin: Insectenfressende Pflanzen. Stuttgart 1876, Seite 188. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Darwin_Insectenfressende_Pflanzen_188.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)

  1. Procedings of the Royal Society, Febr. 18, 1875.