Seite:De Das Geluebde einer dreißigjährigen Frau Sturza.djvu/18

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aufstieg und die vom Gezwitscher der Vögel bei ihren Kämpfen um die Nester gepriesen zu werden schien, erfüllte sie mit einem leisen, weichen Sehnen, das ihr Herz in neuer Hoffnung schwellte. Sie schlug ihren Schleier zurück, befreite den Nacken von der gefälteten Krause, die über ihr Gesicht einen, ihrer reifen Schönheit günstigen sammetartigen Schatten warf, und atmete tief, die Lippen halb geöffnet. Dann belebten sich ihre Augen beim Anblick der spitzen Dächer ihres jetzt schon nahen Hauses: ein rosiger Hauch umspielte sie, der ihren Wangen frischen Glanz verlieh.

Der Wagen fuhr durch das Gittertor und blieb vor der Freitreppe stehen. Frau von Ellissen erstieg sie mit geschmeidiger Beweglichkeit, wobei ihre schlanke Taille sich auf den schön geformten Hüften wiegte, deren harmonische Linie ihre dreißig Jahre gekräftigt aber nicht zerstört hatten. Sie fragte das herbeeilende Stubenmädchen:

„Ist niemand gekommen?“

„Doch, gnädige Frau, Baron Seuriet.“

„Ist er wieder fortgegangen?“

„Nein, gnädige Frau, ich sah den Herrn Baron über die Gartentreppe gehen, er dürfte im Park sein.“