Seite:De Das Geluebde einer dreißigjährigen Frau Sturza.djvu/23

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heute bin ich beinahe eine alte Frau! Ich zähle dreißig Jahre! – Und Sie lieben mich nicht mehr, – nicht wahr, Undankbarer!“

„Nein, Mira, ich kenne Ihre Zärtlichkeit, aber es ist nicht mehr Liebe – übrigens, war es je Liebe? Haben Sie mich nicht getäuscht?“

„Vorwürfe, Fred? Verdiene ich sie? Sie waren unglücklich, mein Liebling, und Sie liebten mich. Wenn ich Sie zur Verzweiflung gebracht hätte, was wäre aus Ihnen geworden? Wären Sie der große Künstler, der Sie heute zu werden im Begriffe sind? Ihr Genie ist ein klein wenig auch mein Werk – wenn die Saiten Ihrer Geige unter Ihren Fingern weinen und klagen und gleich wieder scherzen und lachen, darf auch ich stolz sein auf den Anteil, der mir dabei zufällt!“

„Also Ihre Liebe war nur ein Schein, eine Mache, eine Idee?“

„Eine Idee, ja, vielleicht – Sie zu rettet. Aber ich schwöre Ihnen, es war ein aufrichtiges tiefes Gefühl. Wenn ich Sie nicht geliebt hätte, Fred, hätte ich nicht heucheln können – Sie wissen wohl, daß ich Sie liebe!“