Zwischen ihren vor Zorn zusammengepreßten Zähnen zischte Stella:
„Dummkopf!“
Sie erhob heftig den Kopf und sagte hochmütig:
„Sie irren sich, mein Lieber. Ich war fest entschlossen zur Tennispartie zu gehen; aber ich fand Alice hier allein, betrübt, traurig, und da habe ich es vorgezogen, ihr Gesellschaft zu leisten, da Sie doch nicht bei ihr bleiben.“
„Was ist mit Stella, daß sie so spricht?“ fragte sich Fernand im Stillen.
Aber Stella fiel nicht aus ihrer Rolle.
„Und ich versichere Ihnen, daß Alice sehr, sehr gut ist, daß sie Sie gar nicht anklagt. Wenn Sie glauben, daß Alice sich glücklich fühlen kann, wenn sie mit ansehen muß, wie Sie allen Vergnügungen, nachjagen, und sie allein auf ihrer Chaiselongue mit einem Knäul Wolle zurückbleiben muß … so irren Sie sich. Schämen Sie sich, Fernand.“
„Ich danke Ihnen für Ihre Lehre,“ erwiderte er kalt.
„O bitte, steigen Sie nicht allzu hoch aufs Roß, zwischen uns ist das nicht nötig.“
Marie Tihanyi Sturza: Das Gelübde einer dreißigjährigen Frau. Arthur Cavael, Leipzig 1905, Seite 237. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Das_Geluebde_einer_drei%C3%9Figj%C3%A4hrigen_Frau_Sturza.djvu/238&oldid=- (Version vom 18.8.2016)