leichtsinnige junge Frau. Das war ihr Lieblingszeitvertreib, da sie nichts Besseres zu tun hatte. Und an diesem verlorenen Nachmittag bot sich wieder die Gelegenheit dazu. Es war jetzt zu spät um zu den Kannenbergs zu gehen und da Fernand nicht dort war, hatte sie auch keine Lust dazu. Dieser einzige Grund veranlaßte sie zu Mira, zu ihrer Mutter, hinaufzugehen.
Der Empfangstag der Baronin Seuriet war besonders angeregt, laut und heiter. Der Grund dazu war die Anwesenheit vieler junger Männer und der Mangel an ernsten Frauen; der Ruf ihrer Leichtfertigkeit ging doch schon so weit, daß man sich von ihr fernhielt.
Die Menschen, die sich „achteten“, zogen sich allmählig zurück; nur die leichtfertigsten ihrer Freundinnen blieben ihr treu, entschuldigten sie sogar, und zogen aus dieser Entschuldigung ebenso Vorteil, als sie ihre Vergnügungen ausnützten.
Marie Tihanyi Sturza: Das Gelübde einer dreißigjährigen Frau. Arthur Cavael, Leipzig 1905, Seite 241. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Das_Geluebde_einer_drei%C3%9Figj%C3%A4hrigen_Frau_Sturza.djvu/242&oldid=- (Version vom 31.7.2018)