das dicke Gemäuer und mir ist, als hörte ich Sie. Dann besuche ich auf dieselbe Art einige Freunde. Sehen Sie, das dort ist der Rauchfang des hohen von den Deaken’s bewohnten Hauses. Ich kenne ihre Gewohnheiten. Ich weiß, zu welchen Stunden Fräulein Deaken arbeitet und betet. Denn die Miß hat das Glück, fromm zu sein“.
„Und Sie beneiden sie?“ murmelte Fred mit leichtem Hohn.
„Beinahe. Die Religion hat so viel Gutes – sie tröstet.“
„Für diejenigen, die getröstet sein wollen.“
„Und es wollen sollen. Persönlicher Schmerz ist Egoismus, denn es geht dabei nicht ohne Nachteil für die andern ab.“
„O, ich weiß, daß Sie über Pflicht ganz besondere und – übertriebene Ansichten haben.“
„Was sagen Sie dann zur Miß, die ihre Pflicht mit einer Erhabenheit erfüllt, die schon ans Heilige grenzt?“
„Sie ist zu bewundern, in der Tat,“ erwiderte Fred mit etwas ironischer Miene. „Mit einem solchen Bruder leben, ist wohl kein geringer Verdienst.“
„Herr Deaken ist aber sehr gut zu ihr.“
Marie Tihanyi Sturza: Das Gelübde einer dreißigjährigen Frau. Arthur Cavael, Leipzig 1905, Seite 28. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Das_Geluebde_einer_drei%C3%9Figj%C3%A4hrigen_Frau_Sturza.djvu/29&oldid=- (Version vom 31.7.2018)