dazu zwingt, und wir behüten unsere Stück für Stück erworbene Erkenntnis mit frommen Mienen und gesenkten Blickes, bis zu dem Tage, an dem wir die hinter unseren weißen Vorhängen aufgespeicherten Theorien in die Praxis übertragen können.“
Das dumpfe Rollen eines Wagens wurde hörbar, und die Glocke ertönte. Und Stella, glücklich über diese Ablenkung, rief:
„Da ist die Miß … Wenn ich nur auf meine Art glücklich werde – sind damit nicht alle deine Wünsche erfüllt?“
„Gewiß, Stella – aber du wirst das Glück finden, wenn du deine eigenen Wege gehst? Ich wäre trostlos, dich eines Tages unglücklich zu sehen, zu wissen, daß du leidest, Stella!“
„Aber nein, Mira, du wirst sehen. Hab’ nur ein wenig Vertrauen zu mir. Ich bin nicht schlecht und liebe dich von Herzen.“
Die Zofe trat ein:
„Fräulein Deaken läßt um Entschuldigung bitten, aber sie wird wegen ihrer kranken Füße nicht heraufkommen, das gnädige Fräulein abzuholen. Wenn das gnädige Fräulein sich allein hinunter begeben möchte?“
Marie Tihanyi Sturza: Das Gelübde einer dreißigjährigen Frau. Arthur Cavael, Leipzig 1905, Seite 83. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Das_Geluebde_einer_drei%C3%9Figj%C3%A4hrigen_Frau_Sturza.djvu/84&oldid=- (Version vom 31.7.2018)