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den Rathschlägen seiner Mutter kein Gehör zu geben. Der Jüngling ritt auf seinem Rappen weg und stand ehe er sich's versah am See. Als er aber nach seines Vaters Haus suchte, war davon nichts mehr zu sehn und an seiner Stelle stand ein prächtiges Schloß. Man kann sich denken mit welcher Freude seine Aeltern ihn empfingen. Seine Brüder waren alle verheirathet und reiche Kaufleute in großen Städten. Das hielt ihm seine Mutter vor und sprach: „Diese sind versorgt, du weißt aber noch nicht, was du hast; du mußt jetzt bald an deine Zukunft denken. Nachdem er ihr aber erst erzählt hatte, wie Alles im Schlosse war und zuging, da ließ sie ihm keine Ruhe mehr und sagte: Sei kein Thor und überzeuge dich von Allem. Das graue Männchen mißgönnt dir dein Glück. Ich an deiner Stelle müßte vor Allem wissen, was in dem Buche steht, eher könnte ich die Nacht kein Auge zuthun und schmeckte mir weder Essen noch Trinken. Das graue Männchen erfährt ja nichts davon, du mußt es nur recht heimlich thun.“ Also redete sie ihm so viel und so lange zu, bis er ihr versprach, er wolle das Buch lesen und ihr, wenn er wiederkomme sagen, was darin stehe.

Nach einigen Tagen nahm er Abschied von seinen Aeltern und ritt wieder nach dem Schloß zurück. Dort besiegte er wohl Anfangs die Versuchung nach dem Buche zu greifen; nach und nach aber, als sie immer wiederkehrte meinte er, es sei ihm ja nur verboten, darin zu lesen, sehen könne er es immer. Als er es eine Zeitlang gesehen und immer wieder gesehen hatte, meinte er, ein wenig könne er immerhin darin lesen, aber als er einmal

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Johann Wilhelm Wolf: Deutsche Hausmärchen. Göttingen und Leipzig 1851, Seite IV. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Deutsche_Hausm%C3%A4rchen_004.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)