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Die Prinzessin von Tiefenthal.

Zur Zeit als es noch schöner in der Welt war wie heutzutage, geschah es, daß ein Wachtmeister des Soldatenlebens müde wurde und desertirte. Im ersten Wirthshaus über der Gränze machte er Halt, denn er war scharf geritten und müde, das war sein Pferd auch. Er saß nicht lange im Zimmer, da trabte etwas über die Landstraße daher und hielt vor dem Wirthshaus: als er herausschaute, waren es zwei Husaren. Nun war guter Rath theuer, denn er glaubte, die kämen ihn einzufangen; er sagte rasch dem Wirth, daß er Deserteur sei und der gute Wirth versteckte ihn in die Nebenkammer. Die zwei Husaren traten herein und frugen: „Ist nicht ein Wachtmeister von den Husaren hier eingekehrt?“ „Daß ich nicht wüßte“ erwiederte der Wirth. „Hier hilft kein Läugnen,“ sprachen die Husaren, „wir haben sein Pferd im Stalle gesehn und er muß hier sein, aber er mag nur hervorkommen, denn wir sind auch desertirt.“ Als der Wachtmeister das hörte, sprang er aus der Kammer heraus und rief: „Dann seid willkommen, ihr Brüder“ und sie waren alle drei lustig und guter Dinge. Endlich sprach der Wachtmeister: „Es ist nicht gut, daß wir drei zusammen weiter reiten, geht ihr voraus, ich komme nach.“ Das geschah, die Husaren machten sich auf den Weg und eine Viertelstunde nachher folgte der Wachtmeister.

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Johann Wilhelm Wolf: Deutsche Hausmärchen. Göttingen und Leipzig 1851, Seite XVI. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Deutsche_Hausm%C3%A4rchen_016.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)