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sprach der Schiffer, „weil es alles verschlingen möchte, was auf ihm schwimmt und schwebt. Aber wenn ihr in das goldne Königreich wollt, dann habt ihr schlimme Wege. Das liegt weit jenseits des Wassers und der Riesenländer. Die Riesen fordern aber von jedem, der durch ihr Land will, eine Hand oder einen Fuß und ihrer sind viel, darum rathe ich euch, bleibt lieber hier.“ „Ich frage nichts nach den Riesen und kämen sie auch zu Dutzenden,“ sprach der Jüngling. „Wie ihr wollt, ich fahre euch gern über.“ Da stiegen sie alle in das Schiff, der Fährmann zog die Segel auf und der Wind blies so günstig, daß es eine Lust war. Er blies aber mit der Zeit immer stärker und stärker, der Himmel verfinsterte sich und ein schrecklicher Sturm mit heftigem Gewitter brach los. Das Wasser wurde stets wilder, die Wellen packten ordentlich das Schiff wie mit weißen Fäusten und warfen es herum, daß dem Fährmann Hören und Sehen verging. Aber da stellte sich der Jüngling ans Steuerruder und stand fest und aufrecht da und je wilder das Wasser wurde, um so mehr Freude machte es ihm. Endlich legte sich der Sturm, die Wellen wurden immer zahmer und kleiner und zuletzt waren sie ganz still und friedlich und das Schiff glitt nur so über sie dahin. Am Lande stieg der Jüngling mit seinen Thieren aus und gab dem Schiffer überreichen Lohn. Da sprangen sechs plumpe Riesen mit schweren Eisenstangen herbei, die schrieen ihm zu, er müsse ihnen seine linke Hand als Zoll geben, wenn er durch ihr Land wolle. „Sogleich sollt ihr sie haben“ rief der Jüngling, hob sein Schwert und hui sagte es, da wußten vier von den Riesen nicht mehr, wo

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Johann Wilhelm Wolf: Deutsche Hausmärchen. Göttingen und Leipzig 1851, Seite 48. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Deutsche_Hausm%C3%A4rchen_048.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)