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der Ferne eine wunderschöne Stadt, die strahlte und leuchtete in der Sonne wie reines Gold. Er ruhte einen Augenblick aus, dann spornte er sein Roß und sprengte auf die Stadt zu, aber je näher er kam um so weniger konnte er den Glanz aushalten. „Das muß das goldne Königreich sein“ sprach er, „oder ich finde es nie,“ und er hatte Recht, denn es war die Hauptstadt vom goldnen Königreich.

Als er hinein kam, suchte und fragte er zuerst nach dem Konigsschloß; dann kehrte er in einem Wirthshaus ein, welches dem Schlosse grade gegenüber lag. Da hörte er von dem Wirth, daß im Schlosse drei schöne Prinzessinnen seien, sie wären aber verwünscht und könnten nur durch den Bräutigam der Jüngsten erlöst werden; der wohne noch jenseits der drei Meere und der Riesenländer und es sei eine große Frage, wann er komme. Der Jüngling frug weiter, wie der Bräutigam die Erlösung vollbringe, das Schloß sei ja immer geschlossen und man sähe ihm nicht an, daß ein lebendes Wesen darin wohne. Sprach der Wirth, wenn der Bräutigam im rechten Wagen und mit den rechten Pferden zu dem Schlosse fahre, dann werde es sich öffnen, weiter wisse er nichts.

Nun wußte der Jüngling genug, denn es war klar, daß nur er der Bräutigam sein konnte. Am folgenden Tage that die Börse ihre Schuldigkeit, er kaufte einen schwarzen Wagen und sechs schwarze Rosse, nahm viele Diener an und kleidete alle schwarz; also fuhr er auf das Schloß zu. Als der Wagen in die Nähe des Thores kam, sprang es auf und da kam er in den großen

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Johann Wilhelm Wolf: Deutsche Hausmärchen. Göttingen und Leipzig 1851, Seite 51. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Deutsche_Hausm%C3%A4rchen_051.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)