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Bald darauf gab es Lärm draußen und der erste Hauptmann kam mit seinen zwölf Leuten. Der Schuster trat aber keck auf ihn zu und sprach: „Einen schönen Gruß von unserm Hauptmann, ihr solltet uns sagen, ob ihr den König gefangen hättet oder nicht; wir haben seine Spur ganz verloren.“ „Uns geht's nicht besser,“ antwortete der Hauptmann, und sah den Schuster scharf an, „wir sind ihm wohl auf der Spur, aber vom Fangen war noch keine Rede. Setzt euch nun zu Tische und eßt mit, hernach sprechen wir weiter und ihr könnt dann um so besser marschiren.“ Das thaten die Beiden und der Jäger gab genau auf Alles Acht, was der Schuster machte und that ebenso. Der legte aber Löffel und Gabel verkehrt, denn das war das Erkennungszeichen der andern Bande. „Jetzt sehe ich, daß ihr zu der Bande gehört,“ sagte der Hauptmann, „bisher konnte ich es noch nicht glauben, denn du Jäger siehst gar nicht wie ein ächter Räuber aus.“ Dann ging das Leben erst recht los, sie erzählten sich von ihren Thaten und der Schuster log ihnen den Buckel voll, mehr als ein Karrengaul ziehen kann; dazu wurde gegessen und getrunken, als sollte in acht Tagen kein Mittag mehr gehalten werden.

Nach dem Essen mußte jeder ein Kunststück machen. Als die Reihe an den Schuster kam, sprach er, jetzt wolle er ein Stückchen machen, daß Alle ihre Freude daran haben sollten, und einen Kessel mit siedendem Oel austrinken. „Das ist unmöglich,“ riefen die Räuber. „Nun ihr werdet schon sehen,“ sprach der Schuster und die alte Frau setzte den größten Kessel aufs Feuer und goß

Empfohlene Zitierweise:
Johann Wilhelm Wolf: Deutsche Hausmärchen. Göttingen und Leipzig 1851, Seite 67. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Deutsche_Hausm%C3%A4rchen_067.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)