Seite:De Deutsche Hausmärchen 120.jpg

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Pferde wurden gekauft, die schönsten Wagen mußten herbei und er nahm wol zwanzig Bedienten an; dann kaufte er das prächtigste Haus in der Stadt, ließ es kaiserlich einrichten und zog hinein, kurz er hielt Hof, wie es der König mit all seinem Gelde nicht konnte. Der wäre eine gute Parthie für meine Tochter, dachte der König und ließ den Jüngling in's Schloß einladen, bat ihn auch jeden Tag mit an der königlichen Tafel zu speisen. Bald darauf kündigte ein benachbarter Kaiser dem Könige Krieg an und der König war sehr in Noth, denn der Feind hatte ein ungeheures Heer. Als eines Tages an der Tafel die Rede davon war, sprach der Jüngling: „Herr König, gebt mir nur die Leibgarde mit und ich will schon mit dem Feinde fertig werden.“ Anfangs dachte der König, der Jüngling rede irre, als dieser aber darauf bestand gab er nach und dieser zog, von etwa hundert Mann der Leibwache begleitet, dem Feind entgegen. Die Leibwache stand Höllenangst aus, aber er schwang sein Schwert lustig vier- oder fünfmal gegen den Feind und da lag die ganze Armee wie abgemäht da und er kehrte als Sieger in die Hauptstadt zurück, wo der König ihn mit offenen Armen empfing. Jetzt wurden große Feste und ein glänzendes Mahl gehalten, wobei der Jüngling zur rechten Seite des Königs saß. Als das Mahl zu Ende war, erhob sich der König und sprach vor allen Gästen zu dem Jüngling: „Um dir meinen Dank zu beweisen, bitte von mir, was du willst und ich will es dir gewähren.“ „So bitte ich um die Hand der Königstochter“, sprach der Jüngling und Niemand war mehr damit zufrieden als der König. Die Hochzeit wurde mit ungeheurer

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Johann Wilhelm Wolf: Deutsche Hausmärchen. Göttingen und Leipzig 1851, Seite 120. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Deutsche_Hausm%C3%A4rchen_120.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)