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und lasse ihm sagen, so wahr ihm sein und seiner Tochter Leben lieb sei, müsse sie noch heute erfüllen, was ich befehle: sie soll mir die drei Stücke wiedergeben, welche sie mir genommen hat und soll sie selbst in mein Zelt bringen nicht nackend und nicht bekleidet, nicht gegangen, nicht gefahren und nicht geritten.“

Wie der König erzürnte, als er das hörte! Er wußte nicht anders, als daß sein Tochtermann unterwegs verunglückt sei, denn das hatte die Prinzessin ihm vorgelogen. Sogleich mußte sie vor ihn kommen und Alles bekennen und sie sollte sich auf der Stelle auf den Weg zum Zelt des Schäferssohnes machen. Das war nun eine harte Nuß zum Knacken; gern hätte sie ihm die drei Stücke zurückgegeben, denn diese hatten ihre Kraft verloren, sobald sie aus den Händen ihres Gemahls waren; die Börse gab kein Geld mehr, der Mantel trug nicht mehr und das Schwert schnitt nicht mehr, aber daß sie sich also vor dem Schäferssohn demüthigen sollte, das wollte ihr nicht in den Kopf. Sie sagte und blieb dabei, sie wisse nicht, wie sie das machen solle, obgleich sie in ihrer Klugheit es gar wohl wußte.

Als es gegen Abend ging und sie immer noch nicht erschien, wurde der Schäferssohn ungeduldig, ließ alle seine Kanonen auf die Stadtmauern richten und nur einmal losfeuern; da lagen die Mauern wie abrasirt da. Dann schickte er einen Boten in die Stadt und ließ den König fragen, ob es nun Zeit sei, daß die Prinzessin ihm die drei Stücke bringe. Aber der Bote war kaum halben Weges, da kam sie schon und der König hinterdrein. Sie war weder nackend noch bekleidet, sondern in ein Fischgarn gewickelt;

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Johann Wilhelm Wolf: Deutsche Hausmärchen. Göttingen und Leipzig 1851, Seite 125. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Deutsche_Hausm%C3%A4rchen_125.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)