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werden. Da sprach die Jungfrau: „Als ich in meiner Höhle lag habe ich ein Gelübde gethan, das muß ich jetzt halten. Ich habe gelobt, wenn ich erlöst würde, Jahr und Tag ein Wirthshaus an offener Straße zu halten, darin sollte jeder arme Wanderer und Pilger ein freies Unterkommen finden und ich selber wolle sie bedienen.“ Der König war sehr dagegen, sprach, das schicke sich nicht für eine Prinzessin aus königlichem Stamme, aber die Königin sagte: „Was man Gott dem Herrn verspricht, das darf man nicht brechen, sonst folgt die Strafe auf dem Fuße. Richte ihr ein Wirthshaus ein und laß sie darin hanthieren, wie sie gelobt hat, es wird ihr Schaden nicht sein.“ Da wurde das Wirthshaus gebaut und mancher arme Reisende und Pilger fand da Labung und segnete die fromme Königstochter und betete zu Gott, daß er es ihr lohnen möge. Jetzt wollen wir sie in dem Wirthshaus lassen und sehen, wie es dem Prinzen erging.

Als die Prinzessin weg war und die falsche Königin gar nicht wußte, wie sie den Prinzen verderben könne, offenbarte sie sich zuletzt dem Greise und der war gleich bei der Hand, ihr dabei zu helfen, nur mußte sie ihm versprechen, seine Gemahlin zu werden und das that sie gern. Er sprach: „Siehe zu, daß er in die Löwengrube gehe, welche in dem Schloßgraben ist, dann werden ihn die Löwen zerreißen.“ Da legte sich die Königin auf ihr Bett und that, als sei sie todkrank. Der Prinz war in tiefer Bekümmerniß um sie und frug eines über das anderemal, womit ihr wohl geholfen werden könne? Sie sprach: „Ach lieber Sohn mir kann geholfen werden, aber es ist Gefahr dabei und du

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Johann Wilhelm Wolf: Deutsche Hausmärchen. Göttingen und Leipzig 1851, Seite 154. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Deutsche_Hausm%C3%A4rchen_154.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)