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Schultheiß ist ein Pferd gefallen, das wird ein köstliches Aas, ah das soll mal schmecken,“ sprach die erste Krähe. Da begann die zweite und sprach: „Ich weiß etwas andres, wenn das die zwei wüßten, die da unterm Baume sitzen, dann säßen sie nicht da.“ „Was ist das?“ fragten die beiden andern. „Diesen Abend um zehn Uhr wird das Schlößchen, worin sie wohnen, in die Luft gesprengt, das haben die Hofherren ihnen gebraut.“ Nun sprach die dritte Krähe: „Ich weiß etwas, wenn das der blinde Prinz da drunten wüßte, der wäre erst froh!“ „Was ist das?“ fragten die beiden andern. „Diese Nacht zwischen elf und zwölf Uhr fällt ein Thau vom Himmel, wer sich damit die Augen bestreicht, der wird auf der Stelle sehend. Nun kommt zu dem todten Gaul, bevor ihn andre holen.“ Da erhoben sie sich wieder und flogen weg.

Der Prinz steckte seinen Ring wieder an und sprach zu seiner Frau: „Komm, wir wollen ein Stückchen weiter in den Wald hinein gehn, der Abend ist ja so schön.“ Da folgte sie ihm. Als sie kaum eine Viertelstunde weit waren, blitzte es plötzlich und dann thats einen Knall, als wenn tausend Kanonen auf einmal losgeschossen würden. Die Prinzessin erschrak, so daß sie fast ohnmächtig zusammen gesunken wäre; als der Prinz ihr aber die ganze Geschichte erzählte, da freute sie sich und beide dankten Gott für ihre Lebensrettung, und legten sich unter einem Baum im Walde zur Ruhe nieder. Die Prinzessin entschlummerte bald, der Prinz aber wachte. Als es gegen die zwölfte Stunde ging, tastete er im Grase umher und strich sich den Thau zusammen, damit wusch er sich die Augen. Je mehr er wusch, um so heller wurde

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Johann Wilhelm Wolf: Deutsche Hausmärchen. Göttingen und Leipzig 1851, Seite 160. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Deutsche_Hausm%C3%A4rchen_160.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)