Seite:De Deutsche Hausmärchen 172.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.


hörte, verkleidete sie sich und schlich herum, bis sie dieselben sah. Sie erkannte sie sogleich und ließ den Müller vor sich kommen. Der läugnete allerdings, aber es half ihm nichts, er mußte endlich bekennen, und von nun an ließ es ihr keine Ruhe. Sie sann Tag und Nacht auf Ränke, wie sie die drei Kinder ins Unglück bringen möge, denn sie fürchtete, ihre Verrätherei könne an Tag kommen, so lange dieselben am Leben seien.

Eines Tages zog sie Bettelkleider an und ging in das Schloß. Als die Geschwister ihr ein reiches Almosen gegeben, sprach sie, sie hätten wohl Alles, was man sich nur wünschen könnte, nur eins noch fehle ihnen und es sei jammerschade, daß sie das nicht auch noch besäßen. Sie frugen, was das sei? Da sagte die Alte: „Ein Zweig von dem Baum mit goldenen Früchten. Wenn ihr den in euren Garten pflanzt, dann wächst schnell ein Baum daraus und ach das wäre so prächtig!“ Da beriethen die Geschwister, wie sie den Zweig bekommen könnten und es wurde beschlossen, daß ihr Bruder ausziehen solle, um ihn zu holen.

Der Jüngling machte sich alsbald auf die Reise und zog von Land zu Land, bis er an den Garten kam, worin der Goldbaum stand. Da trat ein altes Männchen zu ihm und frug ihn, wohin er wolle? „Ich will mir einen Zweig von dem Baum mit goldnen Früchten holen,“ sprach er. „Ich rathe dir, das nicht zu thun,“ sprach das Männchen, „denn es ist große Gefahr dabei. Es wird dir allerhand aufstoßen und wenn du dich dabei nur einmal umsiehst, dann wirst du zur Salzsäule.“ „Das thut nichts, ich werde mich

Empfohlene Zitierweise:
Johann Wilhelm Wolf: Deutsche Hausmärchen. Göttingen und Leipzig 1851, Seite 172. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Deutsche_Hausm%C3%A4rchen_172.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)