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mir so schwer träumt, und daß ich ein Fieber habe?“ „Das ist das Letztemal, wo ich es dir hingehen lasse,“ sprach der Menschenfresser, „kommst du mir aber noch einmal, dann fresse ich dich mit sammt deinen Träumen.“ „Es soll ja auch gewiß nie wieder geschehen, beruhige dich nur,“ sagte die Frau. „Mir träumte, eine alte Frau fahre schon an tausend Jahre die Leute in einem Nachen über ein Wasser und könne nicht abgelöst werden. Wie kommt das wohl?“ „Ei die Närrin, laß sie ihr Ruder dem Ersten Besten geben, den sie überfährt und zuerst ans Land springen, dann ist sie abgelöst. Und nun nimm dich in Acht und störe mich nicht wieder in meiner Nachtruhe, sonst schaff ich mir Ruhe und dir mit.“ „Nun gib dich nur zufrieden, alter Narr,“ sprach die Frau und kraute ihm den Kopf; da knurrte er noch ein wenig und dann schlief er wieder ein und schnarchte so brav, wie vorher.

Da stand die Frau leise auf und der Jüngling kroch unterm Bett hervor. Sie öffneten vorsichtig die Thüre und flohen so schnell, wie sie konnten, und ehe der Morgen anbrach, standen sie schon an dem Wasser. Die alte Frau rief dem Jüngling schon von weitem entgegen: „Nun, hast du mein Glück?“ „Ich habe es und wenn du uns rasch überfährst, sage ich es dir am andern Ufer.“ In einem Nu waren sie jenseits des Wassers, da sprangen die Beiden ans Land und der Jüngling sprach: „Wenn du abermals jemand überfährst und du bist am Lande, dann gib ihm das Ruder und springe zuerst aus dem Nachen, dann bist du abgelöst.“ „So zeige mir doch wie ich das machen muß,“ sprach die Frau, aber die Beiden waren ihr zu klug und eilten ihres

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Johann Wilhelm Wolf: Deutsche Hausmärchen. Göttingen und Leipzig 1851, Seite 192. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Deutsche_Hausm%C3%A4rchen_192.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)