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die ging mit einer Kammerjungfer umher und las dürres Reisig zusammen.

Als sie den Jägerburschen erblickte, hieß sie ihn freudig willkommen und bat ihn, mit ihr zu gehen, so er den Muth und Willen hätte, sie wieder zu erlösen aus der finsteren Welt, in die sie wegen seines Ungehorsams wäre verwünscht worden. Das versprach er gern und ließ sich von ihr führen bis in ihre Schlafkammer, wo sie ihn unter das Bett kriechen und ruhig liegen bleiben hieß. „Ich muß jetzt zur Musik“ sprach sie, „aber um eilf Uhr komme ich wieder und lege mich schlafen; dann mußt du hervorkommen und dich queer über mich hinlegen und nicht von der Stelle weichen was auch geschehen mag.“ So sprach sie und ging fort, und der Jägerbursch that wie sie befohlen – die Zeit wollte ihm aber unter dem Bette gar lang werden bis sie wiederkam.

Endlich trat sie herein und legte sich nieder, da kroch er schnell hervor und that nach ihrem Geheiß. Da er nun kaum sich über sie gelegt hatte, kamen auch schon die Geister von der finsteren Welt mit großem Lärmen herein und an das Bett. Der Angstschweiß brach dem armen Jäger aus, aber er rührte und regte sich nicht, gleich als ob er fest schliefe. Die Geister fingen nun an, auf ihn zu schlagen wie auf einen Sack und ihn zu stechen und peinigen auf alle Art und Weise. Er hätte schreien mögen aus allen Kräften und dachte, er müsse des Todes sein, aber er blieb standhaft und fest und bewegte keinen Finger. Bis um Mitternacht mußte er es also abhalten, mit dem Schlage Zwölf

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Johann Wilhelm Wolf: Deutsche Hausmärchen. Göttingen und Leipzig 1851, Seite 222. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Deutsche_Hausm%C3%A4rchen_222.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)