Seite:De Deutsche Hausmärchen 230.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.


Der Vogel Phönix.

Es war einmal ein König und der war krank und alle Aerzte kamen darin überein, daß er nicht zu retten sei, als wenn er den Vogel Phönix singen hörte. Der König hatte aber drei Söhne, die rief er vor sich und sprach zu ihnen: „Wer von euch mir den Vogel Phönix bringt, dem schenke ich das ganze Königreich.“ Da zogen sie alle drei aus und blieben zusammen, bis sie an einen Baum kamen, der an einem Kreuzwege stand. In den Baum schnitten sie alle drei ihre Namen hinein und verabredeten sich, wer zuerst zurückkehre, der solle an dem Baum warten, bis die andern kämen und sie alle zusammen zu ihrem Vater heim ziehen könnten. Dann ging jeder seines Wegs.

Als der erste ein Stück gegangen war, begegnete ihm ein Bär, der frug ihn: „Wohin geht die Reise?“ – „Was geht das dich an,“ sprach der Prinz und zog seines Wegs weiter, aber der Bär brummte und ließ ihn gehn.

Der zweite war noch nicht weit, als ihm derselbe Bär begegnete und ihn frug: „Wohin geht die Reise?“ – „Kümmere dich um dich,“ sagte der Prinz, ließ den Bären stehn und ging seines Wegs weiter. Der Bär brummte etwas in den Bart und ließ ihn laufen.

Empfohlene Zitierweise:
Johann Wilhelm Wolf: Deutsche Hausmärchen. Göttingen und Leipzig 1851, Seite 230. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Deutsche_Hausm%C3%A4rchen_230.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)