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ihm Speise und Trank und verpflegte ihn, so daß er in Zeit von vier Wochen wieder gesund wurde. Dann setzte sich Ferdinand auf seinen Rücken und der Bär eilte fort mit ihm bis an das Schloß, wo Ferdinands Vater wohnte. Da setzte er ihn ab und sprach: „Nun geh hinein und sieh, wie du fertig wirst; ich rathe dir nicht mehr.“ Da ging Ferdinand hinein und frug, ob kein Dienst frei sei? „Doch wohl,“ sagte der Schloßmeister; „ich habe gestern meinen Stallknecht fortgeschickt und dessen Stelle kannst du haben.“ „Gut,“ sprach Ferdinand, und ging mit ihm in den Stall und da stand das schnellste Pferd und ließ den Kopf hängen und war ganz mager und hager, denn es hatte noch gar nichts fressen wollen. Als Ferdinand es sah, ging er zu ihm, streichelte es und sprach mit ihm. Aber kaum hörte das Thier seine Stimme, als es lustig sprang und fraß und ganz munter wurde. Das wunderte den Schloßmeister und er ging zum König, der noch immer krank war, und erzählte es ihm. „Den Menschen muß ich sehn!“ sprach der König. Da führte der Schloßmeister den Prinzen zu ihm. Der König erkannte ihn nicht, weil Ferdinand so sehr bleich und abgezehrt aussah; aber er sprach zu ihm: „Da du das Pferd so schnell geheilt hast, kannst du auch den Vogel Phönix heilen, der dort im Bauer sitzt und nicht singen will, und die Schönste unter der Sonne, die am Fenster sitzt und nicht sprechen will. Wenn du das fertig bringst, dann bekommst du tausend Gulden.“ Da ging Ferdinand zu dem Vogel Phönix und sagte: „Hänschen, sing mir ein Stückchen!“ Und da fing der Vogel an so wunderschön zu singen, daß der König aus dem

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Johann Wilhelm Wolf: Deutsche Hausmärchen. Göttingen und Leipzig 1851, Seite 240. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Deutsche_Hausm%C3%A4rchen_240.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)