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jungen Eheleuten Essen und Geld und in einer guten Stunde trug sie auch ihrem Mann die Sache vor. Der aber wollte Nichts mehr von seinem Sohne wissen. Da gab die junge Frau ihrem Mann zehn Gulden, er solle Das und Jenes dafür kaufen, hernach schloß sie sich mit den Sachen, die er geholt hatte, ein und sagte, jetzt müsse er sie acht Tage lang allein lassen. Als die acht Tage herum waren, hatte sie eine wunderschöne Schabracke gestickt, mit der schickte sie ihn auf den Markt, er dürfe sie aber nicht anders geben als für fünfhundert Gulden.

Als er auf dem Markte saß, blieb Alles stehen und betrachtete die schöne Schabracke. Auch der alte Kaufmann kam, und die Stickerei gefiel ihm so gut, daß er seinem Sohn gleich sechshundert Gulden dafür bot; der aber sagte: „Willst du mich nicht, so sollst du auch die Schabracke nicht haben,“ und da war's auf immer vorbei mit der Freundschaft. Als er nun die Schabracke an einen Andern verkauft hatte, brachte er seiner Frau das Geld und erzählte ihr, wie es jetzt Alles ab sei zwischen ihm und seinem Vater. Da mußte er ihr für zwanzig Gulden Sachen holen und sie vierzehn Tage allein lassen. Als aber die Zeit herum war, sagte sie zu ihm: „War ich mit dir bei deinen Leuten, so gehe jetzt mit mir zu meinen Leuten.“ Sie mietheten sich auf ein Schiff ein, die junge Frau aber holte eine Fahne herbei, die sie in den vierzehn Tagen gemacht und worein sie gestickt hatte, wer sie war und wie es ihr gegangen. Die Fahne ließ sie oben an den Mast nageln, damit Jeder gleich sehen könne, wer da komme.

Jetzt muß ich aber gestehen, daß sie eigentlich eine Königstochter

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Johann Wilhelm Wolf: Deutsche Hausmärchen. Göttingen und Leipzig 1851, Seite 245. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Deutsche_Hausm%C3%A4rchen_245.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)