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König, wollt ihr mir diesen Abend einen Säbel, eine Patrontasche und ein Gewehr geben lassen, so will ich hinausgehen und bei der Prinzessin Schildwache stehn.“ Darob lobte ihn der König sehr und ließ ihm das Verlangte geben. Der Schneider ging damit ganz keck über die Straße und zum Thor hinaus; als er aber draus war, dachte er mit keinem Gedanken mehr an die Prinzessin, sondern machte rechts um und lief fort, was er laufen konnte. Da hörte er sich auf einmal bei Namen rufen, er hielt an und sah sich um, da stand ein klein alt Männlein vor ihm und sprach, er solle doch kein Narr sein und fortlaufen, er gehe ja seinem eignen Glücke durch. Wie er das meine? fragte der Schneider. „Ei,“ sagte das Männchen, „wenn du gescheut bist, so gehst du zurück und bleibst heute Nacht in dem Kapellchen, ich will dir sagen, wie du es anfangen mußt, daß du die Prinzessin erlösest und König wirst.“ Der Schneider wollte Anfangs Nichts davon wissen, doch endlich ließ er sich einreden und fragte, wie er sich dazu anstellen müsse, daß ihm nicht auch das Genick gebrochen würde? Da sagte das Männchen, er solle nur in die Beichtkammer der Kapelle gehn, darin läge eine Reihe von Leichen und mitten darin sei noch ein Platz frei, da solle er sich hineinlegen und sich durch Nichts irre machen lassen, was auch geschehen möchte. Dem Schneider steckte nun das Königwerden so im Kopf, daß er richtig umkehrte in die Kapelle und sich mitten zwischen die Todten in der Leichenkammer hineinlegte. Um eilf Uhr sprang der Sarg auf, die Königstochter von England stieg heraus, kam in die Beichtkammer und fing an, die Leichen

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Johann Wilhelm Wolf: Deutsche Hausmärchen. Göttingen und Leipzig 1851, Seite 259. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Deutsche_Hausm%C3%A4rchen_259.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)