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habe Tag und Nacht keine Ruhe davor.“ „Dann lege dich hier neben mich auf die Erde, drück die Augen zu und sperre den Mund auf,“ sprach das Schlänglein. Der Bauer that es, husch schlüpfte das Schlänglein aus der Grube heraus, dem Bauern durch Mund und Schlund und holte aus seinem Magen sieben junge Eidechsen heraus, welche ihn schon Jahr und Tag geplagt hatten. Als der Mann die Thiere sah und seinen Magen so frei fühlte, wußte er vor lauter Dankbarkeit nicht, was machen. Da sprach das Schlänglein: „Du kannst mir einen großen Dienst erweisen und es kostet dich gar nichts.“ „Ach so sag es doch schnell,“ rief der glückliche Bauer, „Alles was du willst, sag es nur.“ „Nun so nimm dein Beil und haue mir den Kopf ab,“ sprach das Schlänglein. „Gott behüte mich,“ rief der Bauer, „das thue ich nun und nimmermehr.“ Da bat das Schlänglein aber so flehentlich darum und hielt ihm vor, er solle doch nicht sein Glück verscherzen, bis er endlich sein Beil nahm, den Kopf herumdrehte und einen kräftigen Schlag that. Da fuhr das Schlangenhaupt weit weg, aber aus dem Leib stieg die schönste Prinzessin heraus, die sprach: „Hast du mich aus meiner Verwünschung erlöst, so will ich dich aus deiner Armuth erlösen.“ Der Bauer mußte sie ins Schloß fahren, da war große Freude, als der König und die Königin sie wiedersahen. Zum Lohne wurde der Wagen, womit der Bauer sie heimgebracht hatte, mit Gold beladen, so schwer als die Pferde ziehen konnten, da war der gute Bauer der reichste Mann im ganzen Königreich.

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Johann Wilhelm Wolf: Deutsche Hausmärchen. Göttingen und Leipzig 1851, Seite 264. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Deutsche_Hausm%C3%A4rchen_264.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)