Seite:De Deutsche Hausmärchen 265.jpg

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Die erlöste Schlange.

Ein Bauer ging eines Morgens in aller Frühe ins Feld zur Arbeit. Die Sonne stieg auf und es wurde immer heißer, da legte er sein Wamms ab und neben sich auf die Erde. Als die Glocke Elf schlug, wollte er es wieder anziehen um nach Hause zu gehn, da sah er zu seinem Schrecken, daß eine Schlange darauf lag. Er schüttelte das Wamms, doch sie war nicht wegzubringen, sie war wie angezaubert. Schon wollte der Bauer einen derben Fluch ausstoßen, da sprach die Schlange: „Ich weiche nicht von deinem Wamms und von dir, bis du mir versprochen hast, mich zu heirathen.“ Das schien dem Bauer doch bedenklich und er sprach: „Das Heirathen ist eine wichtige Sache, welche man nicht also ohne Weiteres abmacht. Ich muß mich darüber besinnen und will dir Antwort sagen.“

Er ging ins Dorf und zum Pfarrer, frug ihn, was er in der Sache zu thun habe? Der Pfarrer besann sich lange, las in einem großen Buche und sprach: „Gehe zurück und versprich der Schlange sie zu heirathen. Sie wird alsdann heute Nacht zu dir kommen und hast du Muth, so ist dein Glück gemacht. Du mußt sie mit dem Schlage Zwölf mit beiden Händen fassen und über deinen Kopf in die Höhe halten, darfst sie aber nicht los

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Johann Wilhelm Wolf: Deutsche Hausmärchen. Göttingen und Leipzig 1851, Seite 265. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Deutsche_Hausm%C3%A4rchen_265.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)