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des Kaisers Marstall. Das erste war ein Schimmel, das andre ein Rappe, das dritte ein Brauner, und er ging und strich sie und klopfte sie, einen nach dem andern. Da hörte er plötzlich rufen: „Hans, Hans.“ Er guckte sich um, aber da war kein Mensch zu sehn. „Hans, Hans,“ rief es abermals und da merkte er, daß die Stimme aus der Ecke kam, wo der Schimmel stand und als er hinging, war das der Schimmel selber, der rief zum dritten Mal: „Hans, Hans.“ „Was hättest du gern?“ frug Hans. Der Schimmel antwortete: „Sattle mich, Hans, und reite auf den gläsernen Berg, aber laß dich droben nicht festhalten, es wird dein Glück sein.“ „Mich festhalten?“ frug Hans, „dafür laß du mich sorgen.“ Er sattelte den Schimmel und ritt hinaus, da hinkte der Schimmel und schnappte, daß es zum Erbarmen war. Hinterm Schloß grade vor dem gläsernen Berg lag ein Dorf, als Hans hindurch ritt, liefen ihm die Kinder nach und die Alten lachten ihn aus und riefen: „Was will der auf seinem schnapperigen krummen Gaul,“ aber Hans ließ sich nicht irre machen und dachte, wer zuletzt lacht, lacht am besten. Als er jenseits des Dorfes an den gläsernen Berg kam, da schüttelte sich der Schimmel dreimal. Augenblicklich hörte sein Hinken auf und Hans war ganz überschmuckt; er hatte eine goldne Rüstung an, einen goldnen Helm auf dem Haupte und an seiner Seite hing ein mächtiges Schlachtschwert. „Ach was bin ich für ein schöner Bursche geworden, so gefalle ich mir!“ rief Hans, der sich in dem gläsernen Berge abgespiegelt sah. Da sprach der Schimmel: „Jetzt halte dich fest im Sattel, Hans, und laß dich durch nichts irre machen,

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Johann Wilhelm Wolf: Deutsche Hausmärchen. Göttingen und Leipzig 1851, Seite 271. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Deutsche_Hausm%C3%A4rchen_271.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)