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konnte sich ihrer nicht erinnern. „Gib mir Wasser, ich habe Durst,“ sprach er, „und sage mir aus welchem Eiskeller.“ Da schenkte sie ihm Wasser ein und warf die Schalen einer Nuß in das Glas, die schmolzen alsbald. Als er trank, da wich es wie ein Nebel von seinen Sinnen und er gab ihr die Hand und rief: „Ach das war bei dem Grünus Kravalle!“ „Da war es,“ sprach sie, „und hast du denn ganz vergessen, wie du mich als Rose an deinem Herzen getragen hast?“ „Als Rose an meinem Herzen?“ fragte er. „Gib mir Wasser, ich vergehe vor Durst.“ Da schenkte sie ihm wieder ein Glas ein und warf die Schalen der zweiten Nuß dazu, die waren sogleich geschmolzen. Als er getrunken hatte, wurde es plötzlich wie ganz klar vor seinen Augen und er küßte sie und rief: „Ach das war, wie deine Schwester uns verfolgte!“ „Da war es,“ sprach sie, „und hast du ganz vergessen, wie du als Steinklipper mit dem schweren Hammer auf mein Herz geschlagen hast? Aber das hat mir nicht so weh gethan, als daß du mir untreu bist und mich verlassen in der Mühle sitzen lässest. Die Mühle geht wohl tippe tappe Nacht und Tag, das thut mir jedesmal auf mein Herz einen Schlag.“ „Was sprichst du von der Mühle?“ fragte er. „Aber gib mir zuvor ein Glas Wasser, ich sterbe vor Durst.“ Da schenkte sie ihm das dritte Glas ein und warf die Schalen der dritten Nuß hinein. Sogleich wußte er wieder Alles. Er rief: „Du bist meine liebe Braut!“ und umarmte sie und bat sie um Verzeihung für alles Leid, welches er an ihr verschuldet hatte, aber sie sprach: „Die Freude, daß ich dich wieder habe, ist viel

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Johann Wilhelm Wolf: Deutsche Hausmärchen. Göttingen und Leipzig 1851, Seite 299. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Deutsche_Hausm%C3%A4rchen_299.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)