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frohlockten die Leute und sprachen: „Das hat der liebe Gott um ihrer großen Treue willen gethan.“ Der König frohlockte aber nicht, sondern befahl, den Jüngling als einen Zauberer in das Gefängnis zu werfen und alsbald ein ungeheures Haus von Stein zu bauen mit einem eisernen Thor; das ließ er mit Buchenreisig und Eichenholz füllen. Darin sollte der Jüngling verbrannt werden.

Als die Henkersknechte kamen, ihn zu binden, sprach er: „Laßt mich frei gehn, ich entlaufe euch nicht.“ Er ging frohen Muthes in das Haus, dessen eiserne Thür alsbald verschlossen wurde, nachdem das Holz angezündet war. Das Volk hatte jetzt erst rechtes Mitleiden mit dem Jüngling und murrte laut gegen den grausamen König, als die Flammen ihre rothen Zungen aus dem Hause streckten. Es dauerte einen ganzen Tag und eine ganze Nacht, ehe das Holz all verbrannt war und an dem Tage und in der Nacht wurde viel geweint und blieb nicht manches Auge trocken. Die Hitze war so groß, daß das eiserne Thor an dem Hause schmolz und am Schlosse des Königs alle Fenster zersprangen. Als aber die Flammen kleiner und kleiner wurden und das Prasseln und Knistern aufhörte, da klang mitten in der Feuersgluth die Stimme des Jünglings hell und klar, wie vordem in dem Scheiterhaufen. Jetzt jauchzte das Volk lautauf, so daß der König nicht hätte wagen dürfen, dem Jüngling ferner Leid anzuthun. Als die Gluth fast ganz erloschen war, ging er aus dem Feuerhaus hervor und war schöner als je, so daß die Leute ordentlich Furcht vor ihm hatten und sprachen: „Man meint, einen

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Johann Wilhelm Wolf: Deutsche Hausmärchen. Göttingen und Leipzig 1851, Seite 315. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Deutsche_Hausm%C3%A4rchen_315.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)