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im Fußboden. Jetzt laß mich in Ruhe.“ Gegen ein Uhr nahm die Frau ihm die dritte Feder. „Au, was fällt dir denn ein, daß du mir meine Federn ausreißest?“ schrie der Greif. „Ich griff im Traum hinein“ sprach die Frau. „Was träumte dir denn wieder?“ „Mir träumte, ein Königreich sei in Wassernoth, weil der Brunnen vor des Königs Schloß nicht mehr springe.“ „Das ist Wahrheit und kein Traum,“ sagte der Greif. „Eine Schildkröte sitzt im Rohr, die muß mit einer Kanone herausgeschossen werden. Wenn du mich aber ferner quälst, geht es dir schlecht.“ „Es ist ja meine Schuld nicht, wenn ich schwer träume,“ sprach die Frau. Als der Greif Morgens erwachte, brummte er: „Das war eine schöne Nacht. Daß du dich nur nicht unterstehst, noch einmal so zu träumen.“ „Ich kann doch nicht dafür, wenn ich bis zum Morgen ängstlich träume, das ist keine Freude für mich,“ erwiederte die Frau. „Bis zum Morgen? Was hat dir denn noch geträumt?“ fragte der Greif. „Ich sah einen Riesen, welcher Leute über ein großes Wasser tragen mußte und nicht erlöst werden konnte.“ „Das ist Wahrheit und kein Traum,“ sprach der Greif. „Er wäre aber erlöst, wenn er einen, den er herübertragen soll, mitten im Wasser absetzte.“ Jetzt aß der Greif sein Morgenbrod und dann flog er aus. Der Jüngling kam unter dem Bett hervor, da gab die Frau ihm die drei Federn und das war ein Glanz! „Du hast Alles wohl verstanden, was mein Mann gesagt hat,“ sprach sie und er dankte ihr von Herzen für all ihre Güte, die er ihr nie vergessen werde.

Als der Riese ihn über das Wasser getragen hatte, sagte

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Johann Wilhelm Wolf: Deutsche Hausmärchen. Göttingen und Leipzig 1851, Seite 319. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Deutsche_Hausm%C3%A4rchen_319.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)