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die lagen unter einem Baum und schliefen, wie die Säcke. „Das ist ein guter Einfall“ sprachen sie, langten ihre Tornister vom Rücken und legten sich auch hin. Die Drei wachten bald nachher auf und machten große Augen, als sie sich in so großer Gesellschaft fanden. Dann aber beschlossen sie kurz und gut, da sie einmal mit den Brüdern zusammen seien, wollten sie auch zusammen bleiben. Das geschah und die Neun waren herzlich froh über den neuen Zuwachs. So ging's nun dahin mit Sang und Klang und je weniger sie hatten um so lustiger waren sie. Sie fanden aber nirgendwo Arbeit, das Fechten konnte auch nicht ewig so fortdauern, darum hielten sie einen Rath und das Ende vom Liede war, daß sie beschlossen, alle zwölf unter die Soldaten zu gehn.

Nun bekamen sie die Flinte noch zum Tornister zu tragen, mußten marschiren Bauch herein Brust heraus Kopf zurück, mußten exerciren aufs Commando eins zwei drei, mußten auch fechten, aber nicht so gemächlich wie früher, sondern mit der schweren Flinte, daß ihnen der Schweiß auf der Stirn stand. Das Alles behagte ihnen schlecht und sie wurden immer trauriger, bis sie endlich wieder einen Rath hielten und beschlossen sammt und sonders zu desertiren. Der Jüngste von ihnen bekam aber Gewissensbisse und verrieth die Sache dem Feldwebel. „Das war recht und schön von dir, mein Sohn, daß du mir das sagtest,“ sprach der Feldwebel, „ich danke dir für die Meldung. Wann wollen sie denn durchbrennen?“ „Morgen früh.“ „Dann sage ihnen, ich wolle mit durchbrennen, denn ich bin auch des Dienstes satt.“

Empfohlene Zitierweise:
Johann Wilhelm Wolf: Deutsche Hausmärchen. Göttingen und Leipzig 1851, Seite 341. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Deutsche_Hausm%C3%A4rchen_341.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)