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haben! Zehn Jahre hatten sie schon ausgehalten und die Erlösung wäre sogleich vollendet gewesen. Jetzt aber mögen sie nur machen, daß sie fortkommen, so lieb ihnen ihr Leben ist. Jeder mag sich einen zweispännigen Wagen mit Gold nehmen und nur sich hüten, hierher zurück zu kehren.“ Dieß verkündigte der Feldwebel ihnen, doch nun wollten sie den Prinzessinnen zum Trotz dableiben. Als es aber zum Mittagsessen ging, da war für den Feldwebel allein gedeckt, für die Zwölfe nicht. Sie hatten Hunger und baten ihn, er möge ihnen etwas vom Seinigen geben. Das that er auch gern, aber was er ihnen auch gab, wurde im selben Augenblick zu Stein. Es blieb ihnen also nichts anderes übrig, als ihre Wagen mit Gold zu beladen und weg zu fahren, was sie auch noch am selben Tage thaten.

So saß der gute Feldwebel allein auf dem einsamen Schloß und sah nur jeden Abend die schöne Königstochter. Mit der Zeit wurde es ihm jedoch allzu einsam und er wünschte sich wieder in die Welt zurück. Das bemerkte die Jungfrau alsbald und als sie Abends wieder zu ihm kam, sprach sie: „Ich sehe dir an, daß es dir hier nicht mehr gefällt; so gehe denn, wohin es dir beliebt. Zum Dank dafür, daß du so treu ausgehalten hast, schenke ich dir den Mantel, welcher dich hinträgt, wohin du willst und die Geldbörse, welche nie leer wird. Nun leb wohl und vergiß das Wiederkommen nicht.“ Der Feldwebel wollte ihr danken, sie war aber schon verschwunden; auf dem Tische lagen der Mantel und die Geldbörse.

Kaum war er am folgenden Morgen aufgestanden, als er

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Johann Wilhelm Wolf: Deutsche Hausmärchen. Göttingen und Leipzig 1851, Seite 348. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Deutsche_Hausm%C3%A4rchen_348.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)