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auch schon seine Börse in den Sack steckte, den Mantel umhing und sich in die Hauptstadt von Spanien wünschte. Im selben Augenblick flog er durch die Luft daher, daß es rauschte und fünf Minuten drauf stand er vorm Thor der Hauptstadt. Da kief er sich alsbald prächtige Kleider und zog ins erste Wirthshaus der Stadt, welches hart neben dem Schloß des Königs lag. Er nahm Bediente in Menge an, kaufte Wagen und Pferde und führte ein Leben, wie der erste König und Kaiser der Welt.

Die königliche Familie ging täglich auf den Paradeplatz um dem Exerciren der Soldaten zuzusehn, und da war ein Kaufmann, der stellte ihr Stühle vor seine Thür, worauf der König und die Königin nebst der Prinzessin sich setzten, denn der König ritt nicht mehr, weil er zu alt war. Auch mein Feldwebel ritt oder fuhr jetzt alle Tage auf den Platz und das hatte seinen guten Grund: er war in die schöne Prinzessin verliebt. Eines Tages ging er in einen Laden und kaufte Tuch und zwar zwanzig Ellen, jede Elle zu zwanzig Goldstücken. Zufällig kam die Prinzessin dazu und verwunderte sich nicht wenig darüber, daß der Feldwebel so kostbares Tuch kaufte. Wie sie ihn so in der Nähe sah, da gefiel er ihr gar wohl und je länger sie ihn ansah, um so schöner kam er ihr vor. Er war aber auch ein schöner Mann und nun vollends in seiner Prinzenmontur, ach die stand ihm zu gut. Sobald die Prinzessin nach Hause kam, bat sie ihren Vater, er möge den schönen Prinzen doch einmal zur Tafel einladen. Das geschah und kurz und gut, der Feldwebel und die Prinzessin gefielen sich immer besser, bis sie sich endlich heiratheten. Das gab

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Johann Wilhelm Wolf: Deutsche Hausmärchen. Göttingen und Leipzig 1851, Seite 349. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Deutsche_Hausm%C3%A4rchen_349.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)