Seite:De Deutsche Hausmärchen 355.jpg

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Der Pfiffigste.

Ein Kaufmann hatte einen Sohn, der war sehr verzogen und gewohnt, nur seinem eignen Willen zu folgen. Als er fünfundzwanzig Jahr alt war, schickte sein Vater ihn nach London um dort die Kaufmannschaft noch besser zu lernen, denn dort giebt es viele und überaus reiche Kaufleute. In London ging der Jüngling eines Abends über die Straße, da begegnete ihm ein wohlgekleidetes Mädchen, welches ein Bündel Holz trug; sie war aber so schön, daß ihr Gesicht ordentlich leuchtete und der Jüngling von der glühendsten Liebe zu ihr entbrannte. Er folgte ihr durch viele Straßen bis in ein enges finsteres Gäßchen, da trat sie in ein kleines düsteres Haus. Der Jüngling lauschte am Fenster und sah, wie sie ihr Bündel neben den Heerd hinlegte, ihrer kranken Mutter, die auf einem schlechten Strohsack in der Ecke lag, Arznei gab und das Feuer schürte, daß die Flamme hoch aufschlug. Als die rothe Helle ihr Angesicht beleuchtete, da dünkte es ihm noch viel schöner, er trat in das Haus, bekannte ihr seine Liebe und bat sie um ihre Hand. Da er nun auch gar schön war und sie wohl merkte, daß es ihm Ernst sei, sprach sie: „Ich will dir gerne folgen und dir treu sein ewiglich, wenn ich nur meine Mutter nicht verlassen muß.“ „Was dein ist das ist mein,“

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Johann Wilhelm Wolf: Deutsche Hausmärchen. Göttingen und Leipzig 1851, Seite 355. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Deutsche_Hausm%C3%A4rchen_355.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)