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Der Hinkelhirt.

Es war einmal ein König von Oranien, der war Wittmann und hatte einen einzigen Sohn. Eines Tages sah er das Bildniß der Tochter des Königs von Siebenstern, das gefiel ihm so gut, daß er sie zu heirathen beschloß; er übergab also seinem Sohn die Verwaltung des Reichs und machte sich auf die Brautfahrt, noch in seinen alten Tagen. Als er schon eine gute Zeit unterwegs war, kam er eines Abends spät in ein kleines Wirthshaus am Eingang eines großen, großen Waldes. Er fragte, ob der Weg noch weit sei bis zum Königreich von Siebenstern? Da schlug der Wirth die Hände über dem Kopf zusammen und sprach: „Dahin kommt ihr euer Lebtag nicht, Herr König, sieben Tage lang müßt ihr ziehen, bis ihr wieder aus dem Walde seit und dann kommt ihr erst noch durchs Reich der Menschenfresser. Das sind ungeheure Riesen und stehen am Wege her, erst einer, dann zwei, dann vier, dann acht und so immer fort, und schlagen jeden Fremden mit ihren eisernen Stangen todt.“ Da fiel dem König von Oranien das Herz in die Schuh, er ließ seinen Wagen herumdrehn und fuhr wieder heim.

Unterdeß hatte der Sohn das Bildniß der Prinzessin auch gesehen und sich noch viel ärger in sie verliebt als zuvor sein

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Johann Wilhelm Wolf: Deutsche Hausmärchen. Göttingen und Leipzig 1851, Seite 369. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Deutsche_Hausm%C3%A4rchen_369.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)