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Gaul, daß er sogleich todt hinstürzte. Ferdinand schaute ihn erstaunt an und sprach: „Was machst du und warum verdirbst du mir meine Freude?“ „Das ist der pure Neid, mein Sohn,“ sprach die alte Königin, welche den Paul nie hatte leiden können, und Paul konnte nichts sagen als: „Das mußte so sein, fraget mich nicht weiter.“ Da ging der Zug weiter zum Schlosse und am folgenden Tage war schon die Hochzeit. Als nun alle fröhlich an der Tafel saßen, da aß Paul nichts und trank nichts und schaute nur stets nach der Decke. „Siehst du wie er sich ärgert, mein Sohn? Das ist der pure Neid,“ sprach die alte Königin. Da sah Paul wie die Kreuzspinne aus einer Ecke des Zimmers herankroch und sich mit ihrem schwarzen giftigen Leibe gerade über des Prinzen Becher hing, auch wie sie das Gift fallen ließ, einen Tropfen und noch einen und noch einen. Da griff der Prinz zu dem Becher, aber Paul warf den Becher im selben Augenblicke um, so daß der Wein über die Tafel floß. „Da siehst du es deutlich, mein Sohn, daß er vor Neid nicht weiß was er thut,“ sprach die alte Königin. „Ich an deiner Stelle würde ihn sogleich ins Gefängniß werfen.“

Nach der Tafel rief der Prinz Paul zu sich, ging mit ihm in den Garten und sprach: „Nun sage mir doch Paul, warum hast du denn das schöne Pferd erstochen und meinen Becher umgeworfen?“ „Das darf ich nicht sagen, darum zwingt mich nicht dazu, es wäre mein Unglück und euch brächte es doch kein Glück,“ sprach Paul, doch der Prinz drang in ihn, er müsse es sagen, damit die alte Königin nicht ferner so schlecht von ihm denke. Da

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Johann Wilhelm Wolf: Deutsche Hausmärchen. Göttingen und Leipzig 1851, Seite 387. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Deutsche_Hausm%C3%A4rchen_387.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)