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keine Schwielen in die Hände, denn alle Schlösser öffneten sich ihm, sobald er sie nur mit dem Stock berührte. Als er in die Höhle zurückkam und seinen Verdienst auf den Tisch zählte, sprach der eine Räuber: „Viel ist's zwar nicht, aber immer doch etwas, morgen mußt du fleißiger sein.“ In der folgenden Nacht brachte er dreihundert Thaler mit und der Räuber sagte: „Dießmal geht's schon besser, aber man merkt dir noch immer an, daß du ein Anfänger bist.“ Da kam er in der dritten Nacht mit vierhundert Thalern wieder. „Du machst schon Fortschritte,“ sprach der Räuber, „und von heut an bist du Geselle. Du kannst aber die Nacht noch Meister werden, wenn du Muth hast. Heute ist einer von uns gegangen, um einen Ochsen zu stehlen, wenn du ihm den unterwegs nimmst, dann bist du unser Mann.“ „Es kommt auf einen Versuch an,“ sprach der Junge, „laßt mich mir nur etwas aussuchen, was ich dazu nöthig habe.“ Da ging er tiefer in die Höhle, nahm sich eine silberne Säbelscheide, verkleidete sich in einen Bettler und machte sich auf den Weg. Im Walde setzte er sich an die Landstraße hin und legte die Scheide neben sich. Bald kam der Räuber mit dem Ochsen daher; als er die Säbelscheide sah, blieb er stehn und fragte: „Ei was hast du da? wie kommst du zu der prächtigen Scheide?“ „Ich fand sie im Walde,“ erwiederte der Bettler. „Wo die Scheide lag muß auch der Säbel sich finden,“ sagte der Räuber. „Halte mir den Ochsen auf ein paar Augenblicke, ich will doch sehn ob ich ihn nicht finde.“ Und er eilte in den Wald um zu suchen, unterdessen trieb der Junge den Ochsen der Höhle zu, wo ihn die Räuber als

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Johann Wilhelm Wolf: Deutsche Hausmärchen. Göttingen und Leipzig 1851, Seite 398. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Deutsche_Hausm%C3%A4rchen_398.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)